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Smart-Home-Serie: Welches System?

Es gibt unzählige Smart-Home-Systeme. Doch welches ist denn nun am besten für meine Zwecke geeignet?

© by innogy

Meine Wunschliste an mein Smart-Home ist nicht gerade kurz, das dürfte der letzte Teil der Serie gezeigt haben. Aus diesem Grund kommen bereits einige Smart-Home-Systeme nicht in Betracht. Besonders diese drei Wünsche schränken die Auswahl erheblich ein:

  1. Ich möchte mein Multiroom-Musik-System ins Smart-Home integrieren.
  2. Der Fernseher soll sich einbinden lassen.
  3. Das System soll in Zukunft ein intelligentes Energiemanagement für Photovoltaik-Anlage, Batteriespeicher und Ladestation für ein E-Auto übernehmen.

Meine Wunschliste endet jedoch nicht mit den Anforderungen an den Funktionsumfang. Ich möchte außerdem keine neuen Kabel verlegen. So fallen schon mal alle Kabel-Systeme weg. Mir ist zusätzlich wichtig, dass ich das System selbst konfigurieren kann und sich auch komplexere Automationen umsetzen lassen.

Und natürlich sind auch die Kosten ein wichtiger Punkt. Mein Budget sieht es nicht vor, einen fünfstelligen Betrag ins Smart-Home zu investieren.

Ein stabiles Smart-Home

Ein Punkt, der nicht nur mir, sondern auch meiner Frau sehr wichtig ist: die Ausfallsicherheit des Smart-Home-Systems. Die wichtigsten Sachen sollen auch dann noch funktionieren, wenn das Internet oder die Smart-Home-Zentrale ausfällt.

Konkret bedeutet das:

  • Das Licht soll sich weiterhin über Schalter ein- und ausschalten lassen.
  • Die Rollos sollen über Schalter bedienbar sein.
  • Das Sicherheitssystem soll immer noch funktionieren. Zusätzlich darf dem Sicherheitssystem ein Stromausfall nichts anhaben.

Diese Sachen lassen sich nur erreichen, wenn sich Komponenten direkt miteinander verknüpfen lassen. Dass also der Lichtschalter direkt zur Lampe funkt, oder der Tür-Fensterkontakt direkt zur Sirene und nicht den Weg über die Zentrale nimmt. Das ist möglich, wenn die Komponenten über denselben Standard miteinander kommunizieren und die Zentrale das Einrichten von solchen Direktverknüpfungen erlaubt.

Qivicon Smart-Home-System
Eine Zentrale für viele Hersteller: Dank der Qivicon Home Base (Bild) lässt sich Telekom Magenta SmartHome beispielsweise mit Philips Hue, Sonos und eQ-3-Produkten verbinden. (Foto: smarthome.de)

Diese Smart-Home-Systeme stehen zur Auswahl

Welches System erfüllt nun all diese Wünsche? Ich will mal die bekanntesten Funk-Systeme durchgehen und auf meine Wünsche abklopfen:

innogy SmartHome: Das System bietet viele Möglichkeit im Bereich Energiemanagement, kann jedoch keine Audio- und Video-Geräte steuern (mehr Infos)

Devolo Home Control: Mir gefällt an dem System, dass es auf den Z-Wave-Standard basiert und so eine große Auswahl an integrierbaren Geräten besitzt (mehr Infos).

Bosch SmartHome: Das System lässt sich supereinfache bedienen. Es ist jedoch eher auf Einsteiger zugeschnitten und bietet zu wenige Funktionen für mich.

eQ-3 Homematic/Homematic IP: Für die proprietären Funkprotokolle Homematic und das neuere Homematic IP besitzt der deutsche Hersteller eQ-3 zwei Zentralen. Zentrale eins, der Homematic IP Access Point, funkt nur zur Homematic-IP-Komponenten. Die Einrichtung über die zugehörige App ist einfach und bietet auch viele Funktionen. Es lassen sich jedoch bislang keine Audio- und Video-Geräte über die Zentrale steuern. Zentrale zwei, die CCU, ist mittlerweile in ihrer dritten Version erhältlich. Sie bindet Homematic- und Homematic-IP-Komponenten gleichermaßen ein und richtet sich mehr an fortgeschrittene Nutzer. Ohne Zusatzsoftware oder tiefergehende Programmierkenntnisse geht es mit der CCU jedoch nicht, Audio- und Video-Geräte zu steuern. Eine Zusatzsoftware, die das erlaubt, ist beispielsweise der AIO Creator Neo von Mediola (siehe auchMediola Gateway V5 Plus). Mehr Infos hier.

eQ-3 CCU3 und Homematic IP Access Point
Zwei Zentrale für ein System: Homematic-IP-Produkte von eQ-3 lassen sich mit der CCU3 (links) und dem etwas kleineren Access Point nutzen. (Foto: eq-3.de)

Fibaro Home Center 2: Diese Zentrale macht gleich mehrere Eigenschaften sehr interessant. Sie setzt auf den Funkstandard Z-Wave und ermöglicht es so, Produkte verschiedener Hersteller zu integrieren. Über Plugins lassen sich Audio- und Video-Geräte steuern. Außerdem bietet das Home Center 2 viel Gestaltungsspielraum beim individuellen Konfigurieren und Programmieren. Mit einem Preis von rund 450 Euro ist sie jedoch nicht ganz günstig. Im Vergleich dazu ist beispielsweise die eQ-3 CCU3 für 150 Euro ein Schnäppchen (mehr Infos).

Telekom Magenta SmartHome: Hier lassen sich Produkte vieler verschiedener Hersteller und Standards verbinden. Im Audio-Video-Bereich ist Magenta SmartHome jedoch nicht besonders gut aufgestellt. Bislang können nur die Multiroom-Systeme Sonos und Bose SoundTouch integriert werden. Weswegen die Telekom bei mir aber vor allem aus dem Rennen ist: Es sind keine Direktverknüpfungen zwischen den einzelnen Komponenten möglich und der Gestaltungsspielraum für fortgeschrittene Nutzer ist eingeschränkt (mehr Infos).

Homee: Der Ansatz von Homee ist klasse. Die Zentrale kann man individuell um die Smart-Home-Standards Z-Wave, Zigbee und EnOcean erweitern. Es lassen sich jedoch bislang keine Audio- oder Video-Geräte steuern und es sind keine Direktverknüpfungen möglich (mehr hier).

Wibutler: Im Gegensatz zu Homee hat der WiButler mehrere Funkstandards gleich integriert. Die Nachteile sind jedoch die gleichen wie bei Homee (mehr Infos).

Zipato Zipabox: Wie bei Homee lässt sich die Zentrale um Funkstandards erweitern. Und es lässt sich sogar Sonos integrieren. Mehr unterstützte Audio- und Video-Geräte gibt es derzeit aber nicht.

Mediola AIO Gateway V5+: Eine weitere Universal-Zentrale, die sich um Standards erweitern lässt (z. B. Zigbee, Z-Wave, EnOcean). Im Gegensatz zu Homee, WiButler und Zipato hat sie jedoch auch Funkmodule für Homematic, Homematic IP, Infrarot, 433 MHz sowie für weitere Funkprotokolle im 868-MHz-Bereich integriert. Über kostenpflichtige Plug-Ins, die sich auch bei der eQ-3 CCU3 nutzen lassen, sind ebenfalls Audio- und Video-Geräte integrierbar.

Busch-free@home wireless: Busch-free@home wie auch Hager coviva, eNet, Loxone und digitalSTROM wir in aller Regel von einem Fachbetrieb installiert. Deshalb liegen bei diesen Systemen die Komponentenpreise in der Regel höher als bei den vorher genannten. Der Fachbetrieb soll ja auch noch ein bisschen was verdienen. Das System bietet die Möglichkeit, über die Netzwerk-Schnittstelle das Multiroom-System Sonos und die Lampen Philips Hue zu integrieren. Für mich fällt die Lösung trotzdem raus, weil sie mir zu wenig Erweiterungsmöglichkeiten bietet.

Busch-free@homePanel
Für Busch-free@home gibt es spezielle Wand-Display, worüber sich das Smart-Home steuern lässt.

Hager coviva: Interessant macht coviva, dass es auf die Funkversion des Standards KNX setzt. So lässt sich das System später einfach um weitere KNX-Komponenten und um andere KNX-Zentralen mit mehr Funktionen erweitern. Die coviva-Zentrale bringt für meine Wünsche jedoch zu wenig Funktionen mit. 

eNet: eNet treiben vor allem JUNG und Gira voran. Nachdem es etwas gedauert hat, lassen sich mit dem System jetzt mit Licht, Rollos und Heizung die wichtigsten Bereiche im Haus steuern. Audio- und Video-Geräte sind bislang jedoch nicht vorgesehen (mehr Infos).

Loxone: Der Miniserver (Go), der einen riesigen Funktionsumfang und einen Autokonfigurator mitbringt, ist was ihn so attraktiv macht. Und es lassen auch auch Produkte aus allen Bereichen integrieren. Mit Air setzt Loxone jedoch vor allem auf ein selbstentwickeltes Funkprotokoll, das keine Direktverknüpfungen zwischen Komponenten zulässt (mehr Infos).

digitalSTROM: Im Gegensatz zu den meisten anderen Nachrüstlösungen setzt digitalSTROM auf die Vernetzung per Stromkabel – auf jeden Fall eine charmante Lösung. Mindestens genauso charmant: digitalSTROM bietet ein offenes System, das die Integration verschiedenster Lösungen erlaubt. Die Anzahl der komplett umgesetzten Integrationen ist jedoch überschaubar. Das heißt: Um meine Wünsche umzusetzen, ist einiges an Aufwand nötig. Mir persönlich gefallen auch die Smartphone-Apps von digitalSTROM nicht sonderlich (mehr Infos).

digitalSTROM-Klemme
Um Befehl über die Stromleitung zu übermitteln, werden bei digitalSTROM smarte Klemmen hinter Schalter und Steckdosen eingebaut. (Foto: digitalstrom.de)

Apple HomeKit: Die Smarthome-Plattform HomeKit von Apple bringt die Möglichkeit mit, vernetzte Produkte und Smart-Home-Systeme verschiedener Hersteller miteinander zu verbinden. Noch ist die Produktauswahl aber überschaubar. Was für mich jedoch noch ausschlaggebender ist: HomeKit funktioniert nur mit iPhones und iPads, nicht mit Android-Smartphones. Und ich gehe davon aus, dass es in meinem Haushalt immer mindestens ein Smartphone geben wird, das nicht von Apple stammt.

Smart-Home-Software als Alternative?

Anstatt auf ein Smart-Home-System bzw. auf eine -Zentrale zu setzen, gäbe es noch die Möglichkeit eine Smart-Home-Software wie openHAB, IP Symcon oder FHEM zu nutzen. Diese Lösungen scheiden jedoch für mich vorerst aus. Ich weiß, dass sich mit ihnen all meine Wünsche umsetzen lassen. Sie sind für mich jedoch keine Option, die ich nicht ständig mit meinem Smart-Home beschäftigt sein möchte. Zunächst bedeutet es einiges an Zeit, sich in die Systeme einzuarbeiten und ein Smart-Home nach meinen Wünschen umzusetzen. Und danach kann es jederzeit passieren, dass aufgrund eines Updates bei einem Hersteller mein Smart-Home nicht mehr richtig funktioniert und ich erneut Hand anlegen muss. Ganz zu schweigen davon, wie nervig es ist, wenn sich beispielsweise das Licht nicht mehr einschalten lässt.

Welche Systeme bleiben also übrig? Nur drei: das Fibaro Home Center 2, das Mediola AIO Gateway V5+ und die eQ-3 CCU3. 

Ich habe lange überlegt, für was ich mich entscheiden soll. Für das Fibaro Home Center 2 spricht, dass es viele kostenlose Plug-Ins gibt, mit der sich die Zentrale erweitern lässt. Der Vorteil vom Mediola AIO Gateway V5+ ist dagegen, dass es mehrere Funkstandards unterstützt, nicht wie Fibaro mit lediglich Z-Wave. Der Nachteil bei Mediola: Die Plugins kosten extra, zwischen 15 und 300 Euro pro Plugin.

Und dann wäre noch die eQ-3 CCU3. Positiv ist bei ihr, dass sie nur ein Drittel des Mediola-Gateways und dem Fibaro Home Center 2 kostet. Und es lassen sich auch die meisten Plug-Ins vom Mediola-Gateway nutzen. Dafür unterstützt die CCU3 ohne Modifikationen nur die eigenen Protokolle Homematic und Homematic IP.

Das soll das Herz meines Smart-Homes werden

Am Ende hab ich mich vorerst für das Mediola AIO Gateway V5+ entscheiden. Weniger wegen der oben aufgeführten Gründe, sondern aus einem Bauchgefühl heraus. Ich weiß, dass Homematic und Homematic IP eigene Protokolle von eQ-3 sind, die sich nicht einfach um Produkte anderer Hersteller ergänzen lassen, wie es bei Z-Wave der Fall ist. Doch alle Homematic-IP-Komponenten, die ich bislang in den Händen hielt, haben mich von ihrer Verarbeitung und ihrem Funktionsumfang überzeugt, was bei Z-Wave-Komponenten nicht immer der Fall war. Aus reinen logischen Gründen wollte ich mich immer für Z-Wave und das Home Center 2 entscheiden, doch ich brachte es wirklich nicht übers Herz, mich von den Homematic-IP-Komponenten zu verabschieden.

Mediola AIO Gateway V5 Plus
Über kostenpflichtige Plug-Ins lässt sich die Funktionsumfang des Mediola AIO Gateways V5 Plus stark erweitern. (Foto: mediola.de)

Deshalb also das Mediola-Gateway. Und wenn ich später will, kann ich per USB-Stick immer noch Z-Wave nachrüsten. Meine Erfahrungen mit dem Mediola AIO Gateway V5+ teile ich mit euch im nächsten Teil der Smart-Home-Serie.

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