Lange war Smart-Home nur was für Wohlhabende. Doch mit neuen Funk-Systemen hat sich das grundlegend geändert. Vor allem Lösungen zum Selbstinstallieren sind für alle erschwinglich. Noch besser: Durch die Funkübertragung sind keine extra Kabel nötig. Damit lässt sich überall Smart-Home nachrüsten: in Häusern genauso wie in Mietwohnungen. Wir stellen die fünf spannendsten Lösungen vor.
RWE SmartHome
Heizung, Licht, Alarmsystem oder Energiemanager: Mit einer ganzen Reihe an schicken Funk-Komponenten macht einem RWE den Start in die Heimautomation schmackhaft. Für die Kommunikation der Zentrale mit den einzelnen Komponenten nutzt der Energiekonzern größtenteils ein eigenes Funk-Protokoll. Dennoch lässt sich das System mit Komponenten anderer Hersteller kombinieren: über die Verbindung der Zentrale zum Internet-Router. So lassen sich etwa die Farb-LED-Lampen Philips Hue einbinden, die Wetterstation von Netatmo, Überwachungskameras von Samsung, Hausgeräte von miele@home, Heizkessel von Buderus oder zukünftig das intelligente Türschluss ENTR von Yale. Besonderen Fokus legt RWE auf das Energiemanagement. So können auch eine Photovoltaik-Anlage, Energie-Speicher oder Elektro-Autos Bestandteil des Smart-Homes sein. Die Steuerung des Systems ist einfach und auch für Einsteiger geeignet.
Smart-Home-Bestandteile: Heizung, Licht, Energie, Sicherheit, Rollläden, Haushaltsgeräte
Spezialität: Energiemanagement
Geeignet für: Anfänger und Experten
Kosten*: Drei-Zimmer-Wohnung: ca. 1.300 Euro // Einfamilienhaus: ca. 2.300 Euro plus jeweils 19,95 Euro/Jahr für den Mobilzugriff (ab dem 3. Jahr)
Mehr Infos: www.rwe-smarthome.de
Telekom SmartHome
Basis für dieses Funk-System ist die offene Plattform QIVICON, welche die Telekom ins Leben gerufen hat. Das bedeutet, mit der Zentrale QIVICON Home Base können sich Produkte verschiedenster Hersteller verbinden. Eingebaut ist bereits ein Funkchip für HomeMatic, sodass sich Telekom Smart Home mit ausgewählten Produkten von eQ-3 versteht. Per USB-Stick beherrscht die Zentrale den Funkstandard Zigbee und kann damit mit Produkten von Bitron oder den Haushaltsgeräten von miele@home kommunizieren. Eine weitere Schnittstelle existiert in Form der Netzwerk-Buchse. Darüber lassen sich etwa die Farb-LED-Lampen Philips Hue und Osram Lightify einbinden und Netzwerkkameras von D-Link. Die Installation und Konfiguration über die App für Smartphones und Tablets richtet sich vornehmlich an Einsteiger. Personen, die komplexe Wenn-Dann-Regeln oder Szenarien anlegen wollen, sollten lieber zu einem anderen System greifen.
Smart-Home-Bestandteile: Heizung, Licht, Energie, Sicherheit, Rollläden, Haushaltsgeräte
Spezialität: Offene und wachsende QIVICON-Plattform
Geeignet für: Anfänger
Kosten*: Drei-Zimmer-Wohnung: ca. 1.000 Euro // Einfamilienhaus: ca. 1700 Euro plus jeweils 4,95 Euro/Monat
Mehr Infos: www.qivicon.de und www.smarthome.de
Devolo Home Control
Devolo ist vor allem für seine Powerline-Adapter bekannt, die Netzwerk-Daten über die Stromleitung schicken. Da verwundert es nicht, dass die Zentrale des Smart-Home-Systems Home Control, sich auch über das Stromnetz mit dem Router verbinden kann. Zur Kommunikation mit den einzelnen Komponenten nutzt die Haussteuerung dann trotzdem Funk. Genauer gesagt Z-Wave. Obwohl das System erst seit März 2015 auf dem Markt ist, gibt es mit Steckdosen-Adapter, Bewegungsmelder, Heizkörperthermostat, Fernbedienung und Wandtaster schon ein recht großes Sortiment. Unterputz-Komponenten sollen in Kürze folgen genauso wie die Möglichkeit Produkte anderer Hersteller über die IP-Schnittstelle einzubinden. Der Einstieg ist bei Devolo besonders günstig: Schon für 189 Euro erhält man das Starter-Paket mit Zentrale, Bewegungsmelder und einem Steckdosen-Adapter. Die einzelnen Komponenten mag man von manch anderem Hersteller günstiger bekommen, jedoch nur selten in dieser Verarbeitungsqualität.
Smart-Home-Bestandteile: Heizung, Licht, Energie, Sicherheit, Rollläden
Spezialität: Zentrale mit Powerline
Geeignet für: Anfänger, Experten
Kosten*: Drei-Zimmer-Wohnung: ca. 1.300 Euro // Einfamilienhaus: ca. 2.300 Euro
Mehr Infos: www.devolo.de
eQ-3 HomeMatic
Sowohl RWE als auch die Telekom setzen bei ihren Smart-Home-Systemen auf bewährte Technik von eQ-3. Bereits seit 2007 beschäftigt sich die Tochter des Versandhändlers ELV mit der Vernetzung des Zuhauses. Dementsprechend gibt es heute über 80 Produkte für die Haussteuerung. Besonders beliebt sind die HomeMatic-Funkkomponenten, die sich mit der Zentrale CCU2 verbinden. Dass ein geschlossenes System aber nicht der Weg in die Zukunft ist, hat auch eQ-3 erkannt. Der Hersteller hat die Plattform jüngst für Entwickler geöffnet, damit sich Produkte von Drittanbietern einbinden lassen und sich das Homematic-System in andere Haussteuerungen integrieren lässt. Bereits heute ist es per IP möglich, HomeMatic mit Komponenten anderer Hersteller zu vernetzen – Programmierkenntnisse beim Endanwender vorausgesetzt. Demenstprechend ist eQ-3 Homematic mehr für Tüftler geeignet als für den Smart-Home-Einsteiger.
Smart-Home-Bestandteile: Heizung, Licht, Energie, Sicherheit, Rollläden. Für die Einbindung von Audio-, Video- und Haushaltsgeräten Programmierkenntnisse notwendig
Spezialität: Individuell erweiterbares System, wenn Programmierkenntnisse vorhanden
Geeignet für: Experten
Kosten*: Drei-Zimmer-Wohnung: ca. 900 Euro // Einfamilienhaus: ca. 1700 Euro
Mehr Infos: www.eq-3.de und www.homematic.com
Fibaro Home Center
Ähnlich viel Freiraum für versierte Tüftler wie HomeMatic erlaubt Fibaro mit dem Home Center 2 als Zentrale. Jedoch setzt der polnische Anbieter nicht auf einen eigenes Funkprotokoll sondern auf den Standard Z-Wave. Dadurch kann der Käufer nicht nur aus äußerst schicken und hochwertig verarbeiteten Produkten von Fibaro wählen, sondern grundsätzlich aus allen Z-Wave-Komponenten. Damit findet man für nahezu jeden Anwendungsfall die passende Lösung. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass sich das Home Center nicht mit allen Produkten von Drittanbietern komplett problemlos versteht. Wie bei eQ-3 HomeMatic lassen sich über die IP-Schnittstelle viele weitere vernetzte Gerätschaften einbinden, wenn man denn über Programmierkenntnisse verfügt. Während sich das Home Center 2 vor allem an Experten richtet, ist für Smart-Home-Einsteiger das günstigere Home Center Lite (Preis rund 275 Euro) besser geeignet.
Smart-Home-Bestandteile: Heizung, Licht, Energie, Sicherheit, Rollläden. Für die Einbindung von Audio-, Video- und Haushaltsgerätenmit wenigen Ausnahmen Programmierkenntnisse notwendig
Spezialität: Große Produktauswahl dank des offenen Standards Z-Wave
Geeignet für: Experten (Home Center 2), Einsteiger (Home Center Lite)
Kosten Home Center 2*: Drei-Zimmer-Wohnung: ca. 1.800 Euro // Einfamilienhaus: ca. 2800 Euro
Kosten Home Center Lite*: Drei-Zimmer-Wohnung: ca. 1.500 Euro // Einfamilienhaus: ca. 2.500 Euro
Mehr Infos: www.fibaro.com
* Für die Berechnung der Kosten wurde eine durchschnittlich vernetzte Wohnung herangezogen.
In einer 3-Zimmer-Wohnung haben wir folgende Komponenten angenommen: 1x Zentrale, 3x Heizkörperthermostat, 1x Raumthermostat, 3x Tür-Fenster-Kontakt, 2x Wandtaster, 2x Steckdosen-Adapter (nicht dimmbar), 3x Unterputz-Modul Licht, 1x Bewegungsmelder, 1x Rauchwarnmelder, 3x Unterputz-Modul zur Rollladensteuerung.
Für die Kosten-Berechnung eines Einfamilienhauses waren folgende Produkte ausschlaggebend: 1x Zentrale, 6x Heizkörperthermostat, 2x Raumthermostat, 6x Tür-Fenster-Kontakt, 3x Wandtaster, 4x Steckdosen-Adapter (nicht dimmbar), 6x Unterputz-Modul Licht, 1x Bewegungsmelder, 2x Rauchwarnmelder, 6x Unterputz-Modul zur Rollladensteuerung.
Für die Berechnung der Kosten haben wir die unverbindliche Preisempfehlung der Komponenten zugrunde gelegt. Bei verschiedenen verfügbaren Modellen ging der günstigste Preis in die Kalkulation ein. Im Falle, dass ein Smart-Home-System ein Produkt nicht anbietet, wurde der Durchschnittspreis angenommen.
Die Preise sind Stand 25. Oktober 2015.