Das Thema Smart-Home steht bei der Telekom schon lange auf der Agenda. Bereits 2005 eröffnete der Konzern das T-Com Haus in Berlin, vollgepackt mit intelligent vernetzter Technik. Eigene Produkte ließen jedoch lange auf sich warten. Genauer gesagt acht Jahr bis zum Marktstart von Telekom Smart Home Ende 2013.
Ein Grund für die die lange Wartezeit liegt im Ansatz der Haussteuerung. Denn die Telekom setzte von Anfang auf eine Smart-Home-Plattform für Produkte verschiedener Hersteller. Und diese Partner mussten erst noch gefunden werden.
QIVICON – die offene Smart-Home-Plattform
Das Konzept der Plattform: Es gibt eine Zentrale, die als Dolmetscher zwischen den einzelnen Produkten fungiert. Sie beherrscht verschiedene Funkstandards, sodass sich Komponenten unterschiedlicher Hersteller einbinden lassen. Gleichzeitig besitzt die Zentrale ein Betriebssystem ähnlich einem Smartphone, auf dem sich Apps installieren lassen, die den Funktionsumfang bestimmen.
Die von der Telekom ins Leben gerufene Plattform nennt sich QIVICON. Apps gibt es außer von der Telekom etwa von RheinEnergie, EnBW oder Vattenfall. Um die Anwendungen freizuschalten, ist ein Lizenzcode nötig, den man mit dem Kauf des Smart-Home-Pakets erhält.
Telekom Smart Home mit maximalem Funktionsumfang
Unter den Apps versteht sich die der Telekom mit den meisten Produkten. Dazu zählt eine Auswahl an Komponenten des Smart-Home-Systems eQ-3 HomeMatic. Mit ihnen verbindet sich die QIVICON-Zentrale über ihren integrierten Funk-Sender. Durch einen optional erhältlichen Zigbee-Funkstick gehorchen Produkte von Bitron Home, Farb-LED-Lampen von Osram sowie vernetzte Hausgeräte von Miele. Überwachungskameras von D-Link stellen eine Verbindung über das Heimnetz her.
Über die Kabelverbindung zum Internet-Router nimmt die QIVICON Home Base auch Kontakt zur Bridge der smarten Lampen von Philips Hue auf. Diese Basisstation ist nötig, obwohl die Farb-Lampen ebenfalls den Funkstandard Zigbee nutzen.
Durch all diese Produkte lassen sich die wichtigsten Bereiche im Haus steuern: Beleuchtung, Jalousien, Heizung und Sicherheits-System. Das Einbinden von TVs oder einem Musik-System ist bislang nicht vorgesehen. Eine komplette Liste aller unterstützten Geräten gibt es auf der QIVICON-Webseite.
Monatliche Grundgebühr
In unserem Test haben wir Telekom Smart Home mit verschiedenen Produkten ausprobierten. Darunter Funk-Komponenten von eQ-3 und Bitron Home, eine Überwachungskamera von D-Link sowie die LED-Lampen von Philips Hue und Osram Lightify.
Voraussetzung für die Nutzung von Telekom Smart Home ist neben der QIVICON Home Base für knapp 120 Euro eine Abo für 4,95 Euro monatlich. Wer will, kann die Zentrale auch mieten für 9,95 Euro monatlich in den ersten beiden Jahren inklusive der Abo-Gebühr.
Registrierung über den Web-Browser
Ist Zentrale und Lizenz vorhanden, kann die Installation starten. Dafür muss die QIVICON Home Base zunächst mit dem Strom und dem Internet verbunden werden. Danach geht’s zum Computer, Tablet oder Smartphone und gibt dort die Adresse www.qivicon.de/register/ in den Web-Browser ein. Ist die Registrierung abgeschlossen, stellt der Rechner nach Eingabe der Seriennummer und des Benutzerpassworts eine Verbindung zur Zentrale her.
Schon jetzt lässt sich die „Basisteuerung“ für QIVICON nutzen. Sie ist jedoch weder schick noch besonders komfortabel. Deshalb sollte man die App der QIVICON-Partner verwenden. Sie lassen sich aktivieren, indem man auf „App hinzufügen“ klickt und den Aktivierungscode eingibt, den man beim Kauf erhalten hat.
Übersichtliche und schicke Telekom Smart Home App
Freigeschaltene Anwendungen erscheinen auf der QIVICON-Übersichtsseite im Web-Browser. Durch einen Klick auf unsere App Telekom Smart Home fordert das System dazu auf, die Android- oder iOS-App herunterzuladen. Eine Steuerung per Web-Browser ist also nicht vorgesehen.
Das werden die wenigsten vermissen. Denn die Apps für beide mobile Betriebssysteme sind sinnvoll gegliedert, reagieren schnell und präsentieren sich in einem modernen Design. Sie werden so schnell zur alltäglichen und unverzichtbaren Kontrollzentrale für das eigene Heim.
Bevor man in den Genuss der Smartphone-Steuerung kommt, müssen die Komponenten mit der Zentrale verbunden werden. Dafür tippt der Nutzer in der App unter „Einstellungen“ auf „Geräte hinzufügen“. Hier lässt sich zunächst das Produkt auswählen, das vernetzt werden soll. Danach führt einen die App Schritt für Schritt durch die Installation mit aussagekräftigen Illustrationen und erklärenden Texten, sodass keine Fragen auftauchen sollten. Zum Schluss könnt ihr das Gerät einen Namen geben und einem Raum zuordnen.
Das Zuhause automatisieren
Schon jetzt lässt sich eine hinzugefügte Lampe per Smartphone ein- und ausschalten oder die Heiztemperatur ändern. Komfortabler wird die Steuerung, wenn man sogenannte Situationen anlegt. Beispielsweise eine Situation für abends: Man möchte etwa, dass sich das Licht in bestimmten Räumen gleichzeitig einschaltet. Dafür erstellt man einfache eine neue Situation und wählt die Lampen aus, die geregelt werden sollen. Anschließend gibt man ihr einen Namen wie „Abends“. Von nun an genügt ein Fingertipp auf „Abends“, um die Räume zu erleuchten.
Wer die Szene nicht nur über das Smartphone aktivieren will, klickt auf „Situation bearbeiten“. Hier lässt sich unter „Weitere Steuerung“ ein Taster festlegen, der die Lichter einschaltet. Es ist ebenso eine Automatisierung möglich, damit sich die Abends-Situation von selbst einstellt. So lässt sich etwa eine Zeitspanne festlegen, wann die Lampen die Zimmer erhellen sollen. Ein Sensor, wie beispielsweise für die Helligkeit, kann die Situation ebenfalls aktivieren. Ein Helligkeits-Sensor ist in diesem Fall noch nicht einmal nötig. Die Basis-Station kann sich die Information, wann die Sonne untergeht, auch aus dem Internet holen und das Licht entsprechend einschalten.
Intelligent heizen und Energie sparen
Ein smartes Heizkörperthermostat lässt sich unserer Abends-Szene und Situationen generell nicht hinzufügen, jedoch den beiden übergeordneten Modi „Abwesend“ und „Zu Hause“. Sie lassen sich einfach über einen Wisch nach rechts oder links auf der Startseite der App aktivieren. Oder man legt sie sich als Widget auf den Smartphone-Bildschirm.
Was die Radiatoren tun soll, wenn man zu Hause oder abwesend ist, lässt sich über Heizkurven bestimmen. Sie legen fest, welche Temperatur ein Raum zu einem bestimmten Zeitpunkt besitzen soll. Die intelligenten Heizkörperthermostate reagieren auch auf ein Öffnen des Fensters im gleichen Raum – vorausgesetzt an ihnen ist ein Sensor befestigt. Dann wechseln die Radiatoren automatisch in den Eco-Modus.
Auf diese Weise sorgt Telekom Smart Home dafür, dass die Wohnung nur bei Bedarf beheizt wird. Eine Fußbodenheizung oder eine Therme lässt sich in die Regelung jedoch nicht einbeziehen.
Telekom Smart Home meldet Einbrecher
Die Fenster-Tür-Sensoren stehen ebenfalls dem „Alarmsystem“ zur Verfügung. Wird etwa ein Fenster bei Abwesenheit geöffnet, informiert einen die App. Wer einen Telekom-Mobilfunkvertrag besitzt, kann sich auch eine SMS schicken lassen. Genauso erhalten die Bewohner eine Nachricht, wenn Rauch- oder Wassermelder Alarm schlagen oder die Überwachungskamera eine Bewegung oder ein Geräusch registriert.
Scharf schalten können die Bewohner das Alarmsystem, indem sie das Haus beim Verlassen in den Abwesend-Modus versetzen. Am besten hinterlegt man, dass der Modus auch alle Geräte ausschaltet und die Heizung in den Sparmodus versetzt. Zusätzlich kann der „Haushüter“ in Aktion treten. Er simuliert Anwesenheit, indem sich Lampen ein- und ausschalten und die Rollos bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang rauf- bzw. runterfahren. Also genau so, als ob es ein ganz gewöhnlicher Tag wäre.
Licht und Schatten ganz von selbst
Damit sich die Jalousien selbständig in Bewegung setzen können, muss der zugehörige Wandschalter durch ein intelligentes Unterputzmodul ergänzt werden. Von außen ist er nicht zu sehen, da er sich unter dem alten Schalter versteckt. Genauso lässt sich ein Lichtschalter smart aufrüsten.
Zusätzlich existieren Funk-Wandtaster, die jeder einfach an einer beliebigen Stelle anschrauben oder über ein doppelseitiges Klebeband fixieren kann. Über sie lassen sich „Situationen“ aktiveren oder Geräte einschalten. So erstrahlen beispielsweise die vernetzten Lampen von Philips Hue per Knopfdruck mit der gewünschten Helligkeit und Farbe.
App-Steuerung nicht ohne Internet
All diese Einstellungen lassen sich über die Apps für Smartphone und Tablet einfach vornehmen. Technische Vorkenntnisse benötigt man nicht. Dafür ist der Funktionsumfang etwas eingeschränkt. So lassen sich beispielsweise keine komplexen Wenn-Dann-Regeln anlegen. Auch existiert nicht für jeden Anwendungsfall das passende Produkte. Ein zusätzlicher Sonnensensor wäre etwa praktisch, der die Rollos im Sommer automatisch nach unten fahren lässt, damit das Haus kühl bleibt.
Voraussetzung für die App-Steuerung ist eine Verbindung zum Internet – egal ob man jetzt von zu Hause oder unterwegs auf sein smartes Zuhause zugreift. Das Smart-Home vom Web abzuschotten, ist also nicht möglich. Sicherheitsbedenken müssen die Bewohner deshalb nicht haben. Telekom Smart Home setzt auf eine verschlüsselte Verbindung zwischen den einzelnen Komponenten und zum Internet.
Steckbrief | |
System | Telekom Smart Home |
Laufende Kosten pro Monat | 4,95 Euro |
Durchschnittl. Preis: 3-Zimmer-Wohnung / Einfamlienhaus | ca. 970 / 1.700 Euro |
Vernetzung per | Funk (Homematic, opt. Zigbee) |
Offline-Modus | - |
Steuerung | |
Heizkörper / Fußboden / Therme | ja / - / - |
Licht / Stromverbraucher | ja / ja |
Jalousien und Rollläden | ja |
Sicherheitssystem | ja |
Unterputz-Komponenten | ja |
Sonstiges | miele@home Haushaltsgeräte |
Funktionen | |
Web-Browser / Smartphone | ja / Android und iOS |
Zugriff von unterwegs | ja |
Wenn-Dann-Regeln | eingeschränkt |
Szenen / Skripte | ja / - |
Am besten schnell zugreifen
Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich möglichst bald entscheiden. Denn bis Ende 2015 erhalten Neukunden 20 Prozent auf alle Produkte. Diese Aktion ist ein bisschen als Trostpflaster zu sehen. Denn wer sich bis September 2015 Telekom Smart Home zugelegt hat, muss keine monatliche Grundgebühr zahlen.
Der Käufer investiert auf jeden Fall in eine Heimautomation mit Zukunft. In der Vergangenheit hat QIVICON regelmäßig neue Partner bekanntgegeben und wird diese Strategie sicherlich fortsetzen. Wenn sich einmal Audio-Systeme, Fernseher oder Fußbodenheizungen einbinden lassen, dann wird die Vision der Telekom endgültig Realität: ein voll vernetztes Zuhause, so wie es der Konzern schon 2005 in seinem T-Com Haus präsentiert hat.
Bewertung im Detail
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Bedienung
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Einsteiger-Freundlichkeit
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Ausstattung
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Energie-Management
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Sicherheits-System
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Licht-Regelung
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Rollladen-Steuerung
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
Telekom Smart Home Test: Unser Fazit
Haussteuerung für die Masse attraktiv zu machen, das ist der Telekom mit ihrem Smart-Home-System geglückt. Eine einfachere Installation und Bedienung erhält man bei keinem anderen Smart-Home-System mit diesem Funktionsumfang. Dafür muss der Käufer auf ein paar Funktionen verzichten, die sich ein Tüftler wünscht. Damit ist Telekom Smart Home die Empfehlung für jeden, der sein Zuhause ohne viel Aufwand und Ärger smart aufrüsten will.
Weitere Infos unter: www.smarthome.de und www.qivicon.de
Bilder: Telekom