„Das Zuhause per Smartphone steuern“, das hört oder liest man häufig, wenn es darum geht, Smart-Home möglichst einfach zu beschreiben. Diese Erklärung greift natürlich viel zu kurz. Und wer in einem Smart-Home lebt, weiß, dass man zu Hause recht selten zum Smartphone greift, um das Licht einzuschalten oder die Heiztemperatur zu ändern. Wenn das Smartphone zum Einsatz kommt, dann vor allen um das Smart-Home von unterwegs zu steuern und zu überwachen. Aber wie häufig macht man das schon?
Zu Hause geht es meist schneller, auf den Lichtschalter zu drücken oder am Heizkörperthermostat zu drehen als das Smartphone zu suchen, es zu entsperren, die App zu öffnen und schließlich die Beleuchtung oder die Heizung zu regeln.

Steuerung per App ist überwertet
Einige Hersteller haben schon länger erkannt, dass das Smart-Home einfacher per Sprache als per Touch-Display zu steuern ist. digitalSTROM hat für seine Haussteuerung einen Sprachassistenten eingeführt genauso wie Busch-Jaeger für Busch-free@home. Auch wer Produkte für die Apple-Plattform HomeKit besitzt, kann sein Smart-Home über Apples Sprachassistenten Siri steuern (siehe Test von Elgato Eve). Doch in allen Fällen braucht man weiterhin ein Gerät, das man bei sich trägt: Smartphone, Tablet oder Smartwatch.
Das fällt bei Amazon Echo weg. Denn die Mikrofone des Lautsprechers hören ständig mit und reagieren, wenn man Amazons Sprachassisten Alexa den Befehl gibt: „Alexa, schalte das Licht aus.“ Bei einem so massiven Eingriff in die Privatsphäre mögen manche erschaudern, zumal die Befehle auch in der Cloud und nicht zu Hause verarbeitet werden. Vielen andere werden sich aber über den Komfortgewinn freuen: beispielsweise darüber, dass man im Bett vorm Schlafengehen über einen Befehl an Echo das Licht ausschalten kann. In einem konventionellen Haus muss man dafür meist aufstehen und zum Lichtschalter gehen. Mit Amazon Echo kann man einfach liegen bleiben. Und ist es nicht eine verlockende Vorstellung, beim Essen über einen Befehl an Alexa die gewünsche Musik-Playlist zu starten und die Lautstärke des Soundsystems zu regeln?

Einfache Integration für Smart-Home-Anbieter
Was Amazon Echo ebenfalls eine rosige Zukunft verspricht: Amazon macht es Entwicklern besonders einfach, ihre Smart-Home-System in Amazon Echo zu integrieren. Noch vor der Auslieferung der ersten Lautsprecher in Deutschland haben darum viele Hersteller die Unterstützung von Alexa für ihre Produkte angekündigt. Dazu zählen die Smart-Home-Systeme Telekom Magenta SmartHome, innogy SmartHome, digitalSTROM, Belkin WeMo und eQ-3 Homematic IP. Die Heizungssteuerungen von tado und Netatmo sollen sich ebenso per Alexa steuern lassen, genauso wie die smarten Lampen von Philips Hue, die Multiroom-Musik-Systeme Sonos und Heos by Denon oder Fernseher und Stereo-Anlagen, die mit dem Harmony Hub verbunden sind.
Alle Systeme wird Amazon Echo vom Start weg nicht unterstützen. In der iOS-App von Amazon Alexa, die man zum Einrichten von Amazon Echo nutzt, konnten wir zum deutschen Auslieferungsstart (26. Oktober 2016) im Bereich „Smart Home“ neun Einträge finden: Philips Hue, Netatmo Energy, innogy SmartHome, Honeywell evohome und T78RF, Venstar, tado, TP-LINK KASA, LIFX und Yonomi. Damit dürfte Alexa zu Beginn schon ähnliche viele Smart-Home-Produkte steuern können wie Apples Sprachassistent Siri.

Konkurrenz für Amazon Echo
In das Vergnügen, das Zuhause per Alexa zu steuern, kommen jedoch vorerst nur wenige. Nur wer eine Einladung von Amazon erhält, ist in der Lage, sich Amazon Echo oder den Amazon Echo Dot zu kaufen. Auf diese Weise kann Amazon noch Fehler ausmerzen, bis jeder sich die Produkte kaufen kann. Zu viel Zeit sollte sich Amazon jedoch nicht damit lassen. Google steht schon in den Startlöchern mit seinem Lautsprecher Google Home, der ebenfalls auf Sprachbefehle reagiert und das Smart-Home steuern soll. In den USA soll Google Home im November 2016 auf den Markt kommen. Mit einem Preis von 129 US-Dollar ist der Google-Lautsprecher ein gutes Stück günstiger als das Gegenstück von Amazon, das in den USA 180 Dollar kostet. In Deutschland muss man für Amazon Echo 180 Euro hinlegen, wenn man kein Prime-Kunde ist, für den Echo 60 Euro.
Das Rennen um die zentrale Sprachsteuerung im Smart-Home hat also begonnen. Und vielleicht heißt es schon bald „Das Zuhause per Sprache steuern“, wenn man Smart-Home möglichst einfach beschreiben will.
Siehe auch: Amazon Echo Test: Das Smart-Home per Sprache steuern