Nicht nur bei den Sprachlautsprechern, auch bei den Smart Displays ist Amazon Vorreiter. Während Amazon bereits die zweiten Generation seines Echo Show in Deutschlang verkauft, geht es mit den Google-Assistant-Displays gerade erst los. Mit dem Google Nest Hub und dem Lenovo Smart Display sind nun endlich die ersten Modelle in Deutschland erhältlich.
Es steht also das erste Mal die Frage im Raum: Auf welches Smart-Display-Betriebssystem setzen, wenn es um die Steuerung vom Smart-Home geht? Wir haben es mit dem Amazon Echo Show der zweiten Generation und dem Lenovo Smart Display 10″ ausprobiert.
Sprachlautsprecher plus X
Zunächst einmal sind Smart Displays Sprachlautsprecher. Sie bringen also alle Funktionen mit, die man von den reinen Sprachlautsprechern kennt. Ihr könnt also Smart-Home-Systeme über Amazon Skills und Google Aktionen mit den Sprachassistenten verbinden. Danach seid ihr in der Lage, die Geräte über Sprache und die Apps von Amazon (Alexa) und Google (Google Home) zu steuern.
Und wie die Speaker lassen sich die Displays Räumen zuordnen, um die Sprachsteuerung zu vereinfachen. Dann müsst ihr nicht mehr den Raumnamen nennen, in dem die Displays stehen. Anstatt „Schalte das Licht im Wohnzimmer aus“ genügt so „Schalte das Licht aus“.
Genauso könnt ihr die Smart Displays zu Lautsprechergruppen hinzufügen, um Musik in mehreren Räumen gleichzeitig wiederzugeben.
Mehr oder weniger als ein Abbild der App
Um eine grundsätzliche Vorstellung davon zu bekommen, wie die Steuerung über die Smart Displays funktioniert, solltet ihr die Apps Amazon Alexa und Google Home ausprobieren. So ähnlich sind auch die Menüs auf den Smart Displays aufgebaut.
Amazon reduziert jedoch den Funktionsumfang auf seinen Smart Displays. Wenn ihr beim Echo Show vom oberen Bildschirmrand nach unten wischt, könnt ihr zur Haussteuerung die Punkte „Lampen und mehr“ und „Routinen“ auswählen. Über „Routinen“ könnt ihr zum Beispiel eine Szene „Gute Nacht“ auslösen, welche die Lampen im gesamten Haus ausschaltet.
Unter „Lampen und mehr“ finden ihr zunächst die einzelnen Gruppen bzw. Räume. Darunter werden die „Lampen, Stecker und Schalter“ aufgelistet. Gruppen und Geräten könnt ihr jeweils an- und ausschalten. Die Heiztemperatur könnt ihr also nicht verändern, genauso wenig wie den Dimmwert und die Farbe von Lampen. Schade, das geht alles über die Amazon Alexa-App. Was ich leider auch vermisse: dass der Status angezeigt wird, zum Beispiel ob eine Lampe ein- oder ausgeschaltet ist.
Was jedoch praktisch ist: Alexa sagt nach einem Sprachbefehl nicht nur, dass sie eine Aufgabe erledigt hat, sie zeigt es auf dem Display auch an.
Echo Show als Gegensprechanlage nutzen
Wo Echo Show gegenüber der Amazon Alexa-App ebenfalls einen Vorteil hat, ist bei der Videoüberwachung. Über die Alexa-App könnt ihr euch kein Bild von verknüpften Überwachungskameras anzeigen lassen, jedoch über den Echo Show. Über den Befehl „Alexa, zeige die Terrasse“ wird zum Beispiel das Bild der Kamera mit dem Namen „Terrasse“ angezeigt.
In Verbindung mit einer Ring Doorbell könnt ihr den Echo Show außerdem als Gegensprechanlage nutzen. Wenn jemand auf die Türklingel drückt, wird der Echo Show zur Glocke. Per Sprachbefehl (z. B. „Zeige die Haustür“) könnt ihr anschließend die Person vor der Haustür sehen und mit ihr sprechen. Öffnen lässt sich die Tür aber allein in Verbindung mit der Ring Doorbell nicht. Dafür braucht ihr noch ein intelligentes Türschloss wie Nuki, für das es einen Alexa Skill gibt.
Smart Displays mit Google Assistant
Auch Smart Displays mit integriertem Google Assistant haben vor allem Vorteile gegenüber der App, wenn es um die Videoüberwachung geht. Die Google Home-App zeigt beispielsweise nicht das Bild von allen verknüpften Kameras an. So funktionierten bei uns beispielsweise Modelle von Nest und Arlo, jedoch nicht die Netatmo Innenkamera (Welcome). Über Smart Displays konnten wir aber alle Überwachungskameras aufrufen, die wir mit dem Google Assistant verknüpft hatten. Im Gegensatz zum Echo Show könnt ihr beim Lenovo-Display das Kamerabild auch über das Display aufrufen, nicht nur per Sprachbefehl.
Was ich ebenfalls positiv finde: Drückt man auf die Türklingel Nest Hello, spielt das Smart Display den Glockenton ab und zeigt sofort das Videobild. Ich finde das einfacher als beim Echo Show, wo man erst noch per Sprachbefehl das Kamerabild aufrufen muss.
Hier punktet Google
Generell geht Google weiter als Amazon bei der Smart-Home-Steuerung über Smart Displays. Denn hier lassen sich alle Geräte steuern, die man über die Google Home-App bedienen kann. Wie beim Echo Show gelangt ihr beim Lenovo Smart Display zum Hauptmenü, indem von der Oberseite des Bildschirms nach unten wischt. Da wir unser Display dem Wohnzimmer zugeordnet haben, erhalten wir gleich die Möglichkeit, das Licht im Wohnzimmer ein- und auszuschalten.
Ihr könnt aber genauso gut Geräte in allen anderen Räumen steuern. Dafür tippt ihr auf „Zimmer ansehen“ und wählt das gewünschte Zimmer aus. Nun werden euch alle Geräte in diesem Raum angezeigt.
Wenn ihr hingegen Geräte einer Kategorie bedienen wollt, tippt ihr im Hauptmenü auf „Lampen“, „Thermostate“ oder „Kameras“. Wollt ihr wiederum Szenen auslösen (z. B. eine Gute Nacht-Szene), macht ihr das über „Abläufe“.
Fazit: Smart Displays im Smart Home
Im direkten Vergleich bietet Google derzeit mehr Möglichkeiten, das Smart-Home per Smart Display zu steuern. Amazon hat dafür in anderen Bereichen einen Vorsprung: zum Beispiel bei der Auswahl an kompatiblen Smart-Home-Geräten.
Für mich ist jedoch die entscheidende Frage, ob ein Smart Display ein Tablet an der Wand ersetzen kann. Also einen Bildschirm, worüber ich das gesamte Smart-Home überwachen und steuern kann.
Die Antwort lautet auch bei Smart Displays mit Google Assistant derzeit leider „Nein“. Dafür müsste mir das Display auch Sensorwerte übersichtlich anzeigen. Zum Beispiel wäre es mich wichtig, dass ich beim Verlassen des Haus über das Smart Display auf einen Blick sehen kann, ob alle Fenster geschlossen und alle Lichter ausgeschaltet sind. Das geht bislang noch mit keinem Smart Display.
Doch ich habe Hoffnung für die Zukunft. Wenn Amazon und Google ihre Sprachplattformen weiter so schnell vorantreiben, dürfte dieses Feature auch noch kommen.