Intelligente Türschlösser lösen oft Diskussionen aus. Auf der einen Seite sind die Gegner, die meinen, dass so Einbrecher leichter ins Haus eindringen können. Außerdem fragen sie sich, was es überhaupt bringen soll, die Haustür per Smartphone aufzusperren.
Die Befürworter entgegen, man könne so den Schlüssel nicht mehr verlieren. Außerdem sei man in der Lage, Leuten die Tür aufzusperren, wenn man nicht zu Hause ist. Und das Sicherheitsargument zähle nicht: Digitale Türöffner sind nicht mehr oder weniger sicher als konventionelle Türschlösser.
Nicht sicherer oder unsicherer als konventionelle Türschlösser
Um gleich auf das Sicherheitsargument einzugehen: Beim Nuki Smart Lock, das wir uns hier genauer anschauen, bleibt das Türschloss komplett erhalten. Damit ist die Tür genauso schwer aufzubrechen wie ohne intelligentes Türschloss. Dazu kommt, dass sich das Nuki Smart Lock an der Tür-Innenseite befindet, wo es für Einbrecher zunächst einmal nicht zu sehen ist. Sie wissen also überhaupt nicht, dass hier ein intelligentes Türschloss eingebaut ist.
Nach Auskunft von Nuki ist die Verbindung zwischen dem Handy und dem Smart Lock komplett verschlüsselt (genauere Infos gibt’s auf der Nuki-Webseite). Es ist also deutlich leichter mit einem Stemmeisen die Tür aufzubrechen, als zu versuchen, das Smart Lock zu hacken.
Finanzierung über die Crowd
Hinter Nuki steckt ein Start-Up aus Graz in Österreich. Bekannt wurde es vor allem durch die extrem erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter Deutschland. Als Nuki im Juni 2015 die Kampagne startete, hatte das Start-Up bereits nach acht Stunden und 40 Minuten die geplanten 125.000 Euro zusammen. Nach 45 Tagen waren es 385.524 Euro.
Im Juni 2016 begann Nuki mit der Auslieferung seiner Smart Locks, wovon wir eins zum Test erhalten haben. Der Preis von 229 Euro liegt im Bereich vergleichbarer Lösungen wie Danalock (ca. 229 Euro inkl. Schließzylinder) und Yale ENTR (ca. 300 Euro inkl. Schließzylinder).
Steckbrief | |
Hersteller | Nuki |
Produkt | Smart Lock |
Preis | 229 Euro |
Funktechnologie | Bluetooth Low Energy (Bluetooth Smart) |
App: Android / iOS / Windows Phone | ja / ja / nein |
Funktionen | |
Auto-Unlock bzw. Geo-Fencing | ja (Beta) |
Auto-Verriegelung | nach Zeit |
Mehrbenutzer-Modus | ja |
Zugang zeitlich begrenzbar | ja |
Fernzugriff | per Nuki Bridge |
In Smart-Home-System integrierbar | über offene Programmierschnittstelle |
Sonstiges | Fernbedienung (Key Fob) erhältlich |
Was Nuki von beiden unterscheidet: die besonders einfache Installation. Denn beim Montieren von Danalock und Yale ENTR wechselt man den Schließzylinder – außer man holt sich einen Profi, der die Smart Locks auf die vorhandenen Schließzylinder setzt. Bei Nuki kann man den Schließzylinder behalten.
Schließzylinder tauschen nicht nötig
Mit dem Kauf von Nuki erhält man eine Box, die zum einen den eigentlichen Türöffner beinhaltet. Er besitzt im oberen Bereich einen Drehknauf aus Alu, worüber man die Tür auch weiterhin manuell öffnen kann. Der untere schwarze Teil besteht aus Kunststoff und enthält vier Mignon-Batterien (AA), die den Motor zum Öffnen des Türschlosses antreiben.
Im Paket sind außerdem zwei Montageplatten für das Smart Lock enthalten. Eine verwendet man für Türen, an denen der Schließzylinder weniger als 3 Millimeter herausragt. Sie besitzt ein doppelseitiges Klebeband, um sie an der Tür zu fixieren. Bei anderen Türen nutzt man die zweite Montageplatte, die man über drei kleine Schrauben am Schließzylinder befestigt.
Nach dem Befestigen der Montageplatte steckt man den Schlüssel ins Schloss. Danach klickt man das eigentliche Smart Lock auf die Montageplatte. Für den Schlüssel existiert ein Schlitz an der Innenseite des Smart Lock. Setzt sich der integrierte Motor in Gang, dreht sich der Schlitz und damit auch der Schlüssel – die Tür öffnet sich.
Nuki passt nicht an alle Türen
Mehr ist zum Montieren von Nuki nicht nötig. Diese einfache Montage ohne das Wechseln vom Schließzylinder bringt jedoch zwei Nachteile mit sich. Nuki lässt sich einerseits nicht an allen Schließzylindern montieren, wenngleich es in Deutschland bei den meisten funktionieren sollte. Ob Nuki für die eigene Tür passt, kann man über die Nuki-Webseite herausfinden.
Was bei einigen Türschlössern auch passieren kann: Dass sich durch das Montieren von Nuki die Tür von außen nicht mehr per Schlüssel öffnen lässt. Das kann man leicht im Vorfeld testen, indem man innen einen Schlüssel in die Tür steckt und von außen versucht die Tür aufzusperren.
Installation per Smartphone-App
Nach der Montage von Nuki geht’s ans Verbinden mit dem Smartphone. Dafür installiert man zunächst die Nuki-App (Android, iOS) auf seinem Smartphone. Die App führt einen anschließend Schritt für Schritt durch die Ersteinrichtung. Dabei fordert die App einen dazu auf, Bluetooth auf dem Smartphone zu aktivieren. Denn darüber verbinden sich Smartphone und Nuki miteinander, genauer gesagt über die stromsparende Version Bluetooth Low Energy.
Wer will, kann bei der Installation seinen Standort freigeben. Den Standort kann die App später nutzen, um beispielsweise die Tür automatisch zu öffnen, wenn man sich in der Nähe befindet. Zur Ersteinrichtung gehört auch, dass sich das Nuki Smart Lock kalibriert. Dadurch weiß der Motor, wie lange er drehen muss, um die Tür zu öffnen und zu versperren.
Die Tür schließt sich von selbst
Danach lässt sich die Tür bereits per Smartphone auf- und zuschließen. Dafür wischt man in der App nach rechts oder links. Voraussetzung ist, dass man sich in Reichweite vom Smart Lock befindet. Die liegt bei rund 10 Metern.
Mehr Auswahloptionen bestehen, indem man auf den Startbildschirm der App tippt. Es sind ingsesamt vier: Aufsperren, Zusperren, Tür öffnen und Lock ’n‘ Go. Über Aufsperren fährt das Smart Lock nur den Türriegel zurück, jedoch nicht die Türfalle. Man muss also noch den Türgriff nach unten drücken, um die Tür zu öffnen.
Bei Tür öffnen sperrt Nuki die Tür auf und zieht auch die Türfalle zurück. Nach ca. drei 3 Sekunden fährt sie wieder nach außen. Das gleiche Resultat hat man, wenn man in der App nach rechts oder links wischt.
Praktisch ist die Funktion Lock ’n‘ Go. Dadurch sperrt Nuki die Tür auf und verriegelt sie nach 20 Sekunden wieder. Lock ’n‘ Go lässt sich auch auslösen, wenn man zwei Mal auf den Knopf im Türknauf drückt. Das bietet sich beim Verlassen vom Haus an. Man drückt also zwei Mal auf den Knopf, öffnet mit der Klinke die Tür, geht nach draußen, schließt die Tür wieder und kurz danach sperrt sie Nuki zu. Wenn man einmal auf den Knopf drückt, wird die Tür nur auf- oder zugesperrt.
Den Zugang zeitlich begrenzen
Damit auch andere Nuki steuern können, lassen sich über die App zusätzliche Benutzer anlegen. Für sie generiert Nuki einen individuellen Zugangscode. Diesen Code benötigen die neuen Nutzer, um sich über die App mit Nuki zu verbinden.
Bei den einzelnen Benutzern lässt sich bestimmen, ob sie immer oder nur begrenzt in der Lage sein sollen, die Haustür zu öffnen. Wenn man beispielsweise eine Putzhilfe hat, kann man so festlegen, dass sie nur zu bestimmten Zeiten Zugang zur Wohnung hat.
Die Tür öffnet sich von selbst
Zusätzliche Funktion lassen sich in der App über „Einstellungen“ aktivieren: etwa die Auto-Unlock-Funktion, die noch im Beta-Stadium ist. Wenn man in der App seinen Standort hinterlegt und GPS auf seinem Smartphone aktiviert, öffnet sich so die Tür automatisch, wenn man in der Bluetooth-Reichweite des Smart Locks ist. Das Smartphone kann auf diese Weise in der Hosentasche bleiben. Ist Auto-Unlock aktiviert, lässt sich die Tür auch weiterhin per Fingertipp auf das Smartphone öffnen.
Die Bedienung per App funktionierte im Test bequem und ohne Probleme. Die App ist übersichtlich, das Design wirkt modern und sie reagiert schnell auf Eingaben. Was jedoch noch praktisch gewesen wäre: ein Widget für Smartphones, um über den Start- bzw. Sperrbildschirm die Tür zu öffnen, ohne dass man in die App gehen muss.
Die Tür per Fernbedienung aufsperren
Für Bewohner, denen die Bedienung per App nicht so liegt, gibt es als Erweiterung eine Fernbedienung. Den sogenannten Nuki Key Fob (ca. 39 Euro) befestigt man am Schlüsselbund. Über einen Knopfdruck lässt sich mit ihm das Smart Lock ebenfalls öffnen und schließen.
Wenn sich der Motor in Gang setzt, ist er deutlich wahrnehmbar. Die Geräusche sind noch vor der Tür und im nächsten Zimmer zu hören. Wer besonders sensibel ist, findet zum Beispiel in Yale ENTR eine leisere Alternative.
Aus der Ferne aufsperren
Um seine Tür auch von unterwegs zu öffnen und zu schließen, gibt es die Nuki Bridge. So kann man zum Beispiel Freunde ins Haus lassen, während man unterwegs ist. Die Nuki Bridge kostet alleine 99 Euro. Die Bridge und das Smart Lock gibt es im Bundle für 299 Euro.
Die Bridge platziert man einfach in einer Steckdose, die sich in Funkreichweite des Smart Locks befindet. Nuki empfiehlt einen Abstand von maximal 5 Metern.
Smart Lock und Bridge sind über die App schnell miteinander gekoppelt. Für die Kommunikation nutzen sie Bluetooth Low Energy. Per App verbindet man die Bridge auch mit dem heimischen WLAN und damit dem Internet. Der Stromverbrauch der Nuki Bridge ist gering und liegt bei weniger als 1 Watt.
Bewertung im Detail
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Bedienung
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Einsteiger-Freundlichkeit
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Ausstattung
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
Über die Bridge kann man sich ebenfalls informieren lassen, wenn man vergisst die Haustür zuzusperren. Die App schickt dann eine Push-Benachrichtigung, wenn man sich vom Zuhause entfernt.
Nuki Smart Lock im Smart-Home nutzen
In Smart-Home-Systeme lässt sich Nuki bislang nicht standardmäßig integrieren. Nuki stellt jedoch Programmierschnittstellen zur Verfügung, sodass Smart-Home-Anbieter in der Lage sind das nachzuholen. Wer ausreichend Programmierkenntnisse und das passende Smart-Home-System besitzt, kann sich die Integration von Nuki auch selbst basteln.
Nuki Smart Lock im Test: Fazit
Wer nach einem intelligenten Türschloss sucht, das sich besonders einfach installieren lässt, ist beim Nuki Smart Lock genau richtig. Für meinen Geschmack dürfte der Motor etwas leiser sein. Insgesamt erhält man ein stimmiges Gesamtkonzept mit einfacher Bedienung, gelungener App und praktischen Komfortfunktionen.
Mehr Informationen: Nuki // www.nuki.io