Vernetzte Videotürklingeln zu testen, ist immer wieder eine Herausforderung. Die Herausforderung besteht meist darin, sie anstelle der alten Türklingel zu installieren. Denn hier muss man mit den vorhandenen Kabeln und Befestigungsmöglichkeiten auskommen. Die einzige wirkliche Ausnahme war bislang die Ring Video Doorbell 2, weshalb sie auch nach dem Test ihren Platz an unserer Haustür behalten durfte. Ihr Trick: Sie kommt mit den verschiedensten Spannungen zurecht und lässt sich mit Akku betreiben, wenn alle Stricke reißen. Was mich nur stört: Es dauert zum Teil etwas lange, bis ich nach dem Klingeln mit einer Person vor der Hautür sprechen kann.
Darum bin ich so auf die Arlo Video Doorbell gespannt. In meinem Coworking Space ist bereits die Arlo Audio Doorbell im Einsatz (mehr zum Coworking Space in meinem Test vom Nuki Smart Lock). Das Praktische an ihr: Wenn jemand an der Tür klingelt, bekomme ich einen Anruf auf mein Smartphone. Ich kann das Gespräch also schnell entgegennehmen und gleich mit der Person vor der Tür sprechen. Für das Videobild nutze ich zusätzlich eine Arlo-Videokamera.
Bei der Arlo Video Doorbell bekommt man nun Audio und Video in einem. Im Gegensatz zur Audio Doorbell muss die Video Doorbell aber für die Energieversorgung an den Strom angeschlossen werden. Eine kabellose Version mit Akku ist aber angekündigt.
Arlo Video Doorbell montieren
Also geht’s bei meiner Arlo Video Doorbell zunächst ans Anschließen der Kamera an die bereits vorhandenen Kabel. Dafür wird zu allererst das Paket mit Videotürklingel, Transformator, Stromversorgungs-Kit und zwei Wandhalterungen ausgepackt. Dann die Arlo App (Android/iOS) auf dem Smartphone herunterladen, die durch die Installation führt. Die App ist wirklich hilfreich, da sie jeden Schritt mit Text und Bildern anschaulich erklärt.
Trotz alledem gestaltet sich bei mir die die Installation nicht so einfach wie erhofft. Obwohl alles ganz gut anfängt. Die Arlo Video Türklingel kommt mit Spannungen von 16 bis 24 Volt zurecht. Das passt prima, denn mein Klingeltransformator wie auch meine Glocke arbeiten mittlerweile mit 24 Volt. Die Umrüstung auf 24 Volt war nötig, um die Videotürklingel Nest Hello auszuprobieren. In vielen Fällen dürfte es jedoch anders aussehen, da viele Türklingeln und Glocken mit 8 oder 12 Volt arbeiten.
Transformator und Stromversorgungs-Kit nicht nötig
Ist das bei euch der Fall, liegt die Lösung der Arlo Video Doorbell bereits bei. Mit dem mitgelieferten Transformator könnt ihr eure Klingelanlage auf 24 Volt umrüsten. Wie mein installierter Klingeltrafo besitzt er drei Ausgänge für 8, 12 und 24 Volt.
Das ebenfalls mitgelieferte Stromversorgungs-Kit hab ich nicht eingebaut, obwohl es empfohlen wird. Ich wollte meine Türglocke nicht unnötigerweise umrüsten. Nach Nachfrage teilte mir Arlo mit, dass das Stromversorgungs-Kit für Türglocken gedacht ist, die nicht mit 24 Volt arbeiten oder bei denen es zu anderen Problem kommt (siehe dazu auch die Support-Infos von Arlo).
Das Stromversorgungs-Kit bringt auch die Möglichkeit mit, die vorhandene Glocke über den integrierten Bypass-Schalter stummzuschalten. Als Alternative für die Glocke könnt ihr den Arlo Chime verwenden, der sich mit dem WLAN verbindet und den ihr in einer Steckdose platzieren könnt. Oder ihr nutzt den Chime zusätzlich, weil in einem Teil eures Hauses die normale Glocke kaum zu hören ist.
Zu wenig Spannung
Trotz dieser guten Voraussetzung wollte die angeschlossene Video Doorbell nicht starten. Das Problem konnte ich mit einem Multimeter schnell finden. Bei der Türklingel kommen über die Leitungen weniger als 16 Volt an. Es gehen also auf dem Weg vom Transformator mehr als 6 Volt Spannung verloren. Wahrscheinlich liegt es an den alten Kabeln in unserem Haus und an der langen Leitung. Sie führt schließlich bis zu unserem Gartenzaun, wo die Türklingel montiert ist.
Damit ist also bereits die Frage beantwortet, ob die Arlo Video Doorbell unsere Ring Video Doorbell 2 ersetzen wird. Die verlegten Kabel zu tauschen, ist keine Option – zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt.
Ein neuer Versuch
Dann bleibt mir also nichts anderes übrig, als die Video Doorbell auf meinen Testboard auszuprobieren. Für den Test habe ich noch eine elektrische Türglocke gekauft, die mit 12 Volt arbeitet. So kann ich auch ausprobieren, wie das Stromversorgungs-Kit genau funktioniert.
Ich installiere also den mitgelieferte Transformator von Arlo, schließe die Video Doorbell und die 12-Volt-Glocke an. Dabei gestaltet sich das Anschließen des Stromversorgungs-Kit nicht so leicht, wie in der App beschrieben. Bei mir gibt es keine Schrauben, wo ich die Enden der Leitungen des Stromversorgungs-Kit einfach festschrauben könnte. Hätte ich mir die Video Doorbell gekauft, würde ich die die Ende abtrennen und das Kabel etwas abisolieren. So könnte ich sie über eine Wago- oder Lüster-Klemme mit den Leitungen der Glocke verbinden. So bleibt mir für den Test nur eine sehr wacklige Konstruktion und ich kann die Klemmen sowie das Stromversorgungs-Kit nicht im Gehäuse der Glocke unterbringen.
Was in der Praxis auch zum Problem werden kann, ist die Größe der Video Doorbell. Möchtet ihr die Türklingel auf einer gewöhnlichen Unterputzdose platzieren, deckte sie sich nicht komplett ab. Hier wäre eine zusätzliche Abdeckung hilfreich, wie sie beispielsweise Netatmo bei seiner neuen Videotürklingel mitliefert.
Endlich die Arlo Video Doorbell nutzen
Nach dieser etwas langwierigen Installation kann ich die Arlo Video Doorbell nun endlich komplett einrichten. Das heißt, ich verknüpfe sie mit meinen Arlo-Konto und verbinde sie mit dem WLAN. Dabei funkt sie wie viele andere Kameras nur im Bereich um 2,4 GHz-Netz. Was auch sinnvoll ist, da er eine höhere Reichweite erlaubt.
Dann der erste Test: Klingel drücken und schauen, was passiert. Ich erhalte einen Anruf auf mein Smartphone. Je nachdem, ob ich iPhone oder Android-Smartphone verwende, kann ich entscheiden, ob ich nur ein Gespräch führen oder auch das Bild sehen will. Auf meinem iPhone kann ich wählen, ob ich das Bild zum Ton haben will, auf meinem Android-Smartphone sind es immer Bild und Ton gemeinsam. Wobei mir hier die iPhone-Variante besser gefällt. So kann ich bei schlechtem Empfang das Videobild weglassen.
Bild und Tonqualität überzeugen in beiden Fällen. Vor allem das Bild besticht, da es quadratisch ist und nicht wie üblich im 16:9-Format. So sieht man mehr von Oberkörper und Beinen einer Person. Hilfreich ist auch der große diagonale Blickwinkel von 180 Grad.
Die maximale Auflösung ist mit 1536 x 1536 Pixel auf dem Niveau von Full-HD-Kameras. Das Resultat sind scharfe Bilder. Dank Infrarot-LED sind Personen auch noch nachts vor der Türklingel erkennbar.
Spricht man mit einer Person vor der Tür, ist die Ton-Verzögerung gering. Einer guter Verständigung steht deshalb nichts im Wege. Das Videobild hinkt dagegen merklich einige Sekunden hinterher.
Nimmt man den Anruf der Türklingel innerhalb von 20 Sekunden nicht entgegen, können Besucher eine Nachricht hinterlassen. Leider ist die Ansage auf Englisch, eine Umstellmöglichkeit auf Deutsch konnte ich nicht finden.
Kamera mit „künstlicher“ Intelligenz
Wie bei vielen Kameras mittlerweile üblich besitzt auch die Arlo Video Doorbell eine intelligente Bildanalyse. Die meisten Funktionen lassen sich allerdings nur mit einem kostenpflichtigen Abo nutzen. Ohne Abo könnt ihr mit Personen vor der Kamera sprechen und auf das Live-Bild zugreifen. Außerdem erhält ihr Benachrichtigungen, wenn eine Bewegung erkannt oder die Stromversorgung unterbrochen wird.
Um auf Videoaufzeichnungen der letzten 30 Tage zuzugreifen, ist dagegen ein Abo nötig. Eine Video-Aufzeichung kann starten, wenn jemand an der Tür klingelt oder die Kamera eine Bewegung erkennt. Dank integrierter Sirene lässt sich bei einer erkannten Bewegung automatisch oder manuell einen Alarm auslösen. Ein Abo braucht man ebenfalls, um Aktivitätszonen für die Bewegungserkennung zu definieren. Und auch damit die Kamera bei Benachrichtigungen zwischen Personen, Fahrzeugen und die Tieren unterscheidet und Pakete erkennt, muss man zahlen.
Für das dafür notwendige Premier-Abo verlangt Arlo einen fairen Preis. Für die Video Doorbell sind es 2,79 Euro monatlich, für bis zu 5 Kameras 8,99 Euro pro Monat. Um den Energieverbrauch möglichst gering zu halten, setzen sie die komplett kabellosen Akku-Kameras von Arlo auf eine besonders stromsparende WLAN-Verbindung, wofür eine extra Zentrale ist. Mit dieser Zentrale lässt sich auch die Video Doorbell zur Optimierung der WLAN-Übertragung verbinden. Praktischer Nebeneffekt: Die Zentrale lässt sich auch zum Backup der Videoaufzeichnungen verwenden, indem man einen USB-Speicher anschließt.
Steckbrief | |
Produkt | Arlo Video Doorbell |
Preis (UVP) | 200 Euro |
Monatl. Kosten Live-Stream / Aufnahme | 0 / ab 2,79 Euro |
Verbrauch Video an / Video aus | abh. von Trafo |
LAN / WLAN | nein / 802.11 b/g/n (2,4 GHz) |
Ausstattung | |
Max. Videoauflösung | 1536 x 1536 p24 (HDR) |
Mikrofon | ja |
Lautsprecher | ja |
Akku | nein |
IR-Licht | ja |
App: Android / iOS | ja / ja |
Funktionen | |
Gegensprechen | ja |
Aufzeichung lokal / Cloud | ja (über Zentrale) / ja |
Bewegungserkennung | ja |
Geräusch als Auslöser | nein |
Push-Benachrichtigung | ja |
Amazon Alexa / Apple HomeKit / Google Assistant | ja / nein / ja |
Sonstiges | Unterscheidung Personen, Fahrzeuge, Tiere, Paketerkennung |
Bei den Integrationsmöglichkeiten ist man bei der Arlo Video Doorbell noch eingeschränkt. Sie ist bislang mit Amazon Alexa und dem Google Assistant kompatibel, eine Integration in Apple HomeKit ist geplant.
Bewertung im Detail
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Bildqualität
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Klangqualität
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Einsteiger-Freundlichkeit
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Bedienung
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Ausstattung
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
Arlo Video Doorbell Test-Fazit
So einfach wie Türklingeln von Ring ist die Arlo Video Doorbell leider nicht zu installieren. Dafür bringt sie einige praktische Eigenschaften mit, die man so im Zusammenspiel bei kaum einem Mitbewerber findet. Da ist das quadratischen Bildformat, um mehr von Personen zu sehen. Da ist die Unterscheidung zwischen Personen, Fahrzeugen und Tieren. Und da sind die Anrufe auf dem Smartphone, wenn jemand an der Tür klingelt. Bild- und Tonqualität können darüber hinaus überzeugen. Deshalb kann jeder bei der Arlo Video Doorbell getrost zugreifen, der eine Klingelanlage mit den notwendigen technischen Voraussetzungen besitzt sowie über eine schnelle, zuverlässige Internetverbindung. Denn ohne stabile Internetverbindung bringt die beste Cloud-Lösung nichts.
Mehr Infos: Arlo // arlo.com
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