Sonos ist es bei Multiroom-Systemen, Philips Hue bei der intelligenten Lichtsteuerung und Nuki ist drauf und dran es bei den intelligenten Türschlössern zu werden – der unangefochtene Marktführer in seinem Segment. Und dabei ist Nuki erst vor fünf Jahren gestartet.
Schlüssel;-)-Produkt des österreichischen Herstellers ist nach wie vor das Nuki Smart Lock, obwohl Nuki mittlerweile eine ganze Reihe weitere Lösungen für die intelligente Tür anbietet. Wir haben die erste Version des Smart Locks schon 2016 getestet. Die zweite Version kam auch bereis Ende 2018 auf den Markt. Das Nuki Smart Lock 2.o verrichtet deshalb bereits seit geraumer Zeit bei uns seinen Dienst.
Apple HomeKit und Öffnungssensor
Bei den Grundfunktionen, bei der Montage und dem Aussehen hat sich im Vergleich zur ersten Version wenig getan. Deshalb möchte ich hier auch nicht weiter auf diese Punkte eingehen und verweisen auf den Test der ersten Generation des Smart Lock (zum Test).
Die größten Unterschiede zur Vorgängerversion: Das Smart Lock (ca. 200 Euro) ist jetzt mit Apple HomeKit kompatibel und es gibt einen Öffnungssensor. In den technischen Daten findet man außerdem den Hinweis, dass das Smart Lock außer Bluetooth jetzt auch den Funkstandard Zigbee beherrscht. Bislang lässt sich der Funkstandard jedoch nicht nutzen. Vorstellbar wäre, dass sich das Smart Lock damit in Zukunft direkt an Amazon Echo-Geräte mit Zigbee-Hub anlernen lässt, wie das beim Danalock (zur Danalock-Webseite) der Fall ist.
In den vier Jahren seit unserem letzten Test hat sich natürlich auch die Software weiterentwickelt. So gibt es mittlerweile auch Widgets für Apple- und Android-Smartphones, die wir im ersten Test noch vermisst haben. Auch die Liste an kompatiblen Smart-Home-Systemen hat sich vergrößert. Dazu später mehr.
Schwierige Voraussetzungen in unseren Mietwohnungen
Da schon viel über das Nuki Smart Lock 2.0 geschrieben wurde, möchte ich mich hier auf meine konkreten Erfahrungen konzentrieren. Und die haben viel damit zu tun, dass die Montagevoraussetzung in meinem Fall alles andere als einfach waren und sind.
Schon beim Test des Nuki Smart Lock der ersten Generation waren meine Voraussetzungen nicht optimal. Deshalb konnte ich es schlussendlich auch nicht längerfristig nutzen. Damals wohnte ich noch in einer, genauer gesagt in zwei Mietwohnungen (nicht gleichzeitig sondern nacheinander 😉). In beiden Wohnungen besaß das Schloss keine Not- und Gefahrenfunktion. Schließzylinder mit Not- und Gefahrenfunktion ermöglichen es, dass sich die Tür von außen weiter aufsperren lässt, wenn an der Türinnenseite der Schlüssel steckt. Sprich: Mit montierten Smart Lock kann ich die Tür weiter von außen mit dem Schlüssel aufsperren.
Besitzt ein Türschloss keine Not- und Gefahrenfunktion kann es zum Problem werden, wenn das Nuki Smart Lock nicht mehr richtig funktioniert. Dann steht man nämlich vor der Tür und kommt nicht mehr rein. Und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Auch Nuki selbst weist darauf hin, dass die Tür eine Not- und Gefahrenfunktion besitzen sollte. Den Schließzylinder zu tauschen, war in den Mietwohnungen keine Option.
Neue Chance im eigenen Haus
Mittlerweile wohnen wir in unserem eigenen Haus. Wie Leser des Blogs vielleicht wissen, steht es in Portugal und hat schon einige heiße Sommer erlebt (60 an der Zahl). Die Haustür auch und so lässt sich Nuki darauf nicht montieren, selbst wenn ich den Schließzylinder wechseln würde. Es gibt einfach keinen Schließzylinder, der herausragt und worauf ich Nuki befestigen könnte. Was erschwerend dazukommt: Um die Tür aufzusperren, muss man sie leicht anheben. Und dazu ist selbst ein so intelligentes Türschloss wie Nuki nicht in der Lage.
Dann eben an der Terrassentür, über die man ebenfalls ins Haus gelangt. So komme ich immer noch rein, falls ich den Haustürschlüssel verlieren oder daheim vergessen sollte. Zwar besitzt auch das Schloss der Terrassentür keine Not- und Gefahrenfunktion. In diesem Fall ist mir das aber egal, schließlich ist es nur die Notfalloption. Praktischer Nebeneffekt des intelligenten Türschlosses: Wenn ich über einen Taster neben der Haustür die Außer-Haus-Funktion aktiviere, sperrt das Smart-Home automatisch die Terrassentür zu. Und dank des neuen Türsensors werde ich auch benachrichtigt, falls die Tür noch geöffnet ist.
Nuki an der Terrassentür
Der Türsensor hat in meinem Fall tadellos funktioniert, auch wenn er sich noch im Beta-Stadium befindet. Der kleine magnetische Sensor wird an die Innenseite des Türrahmens geklebt, wodurch man in der Nuki-App sieht, ob die Tür noch geöffnet ist. Außerdem hilft der Sensor bei der Auto Lock-Funktion. Die Auto Lock-Funktion schließt die Tür automatisch ab, nachdem man sie aufgesperrt und wieder geschlossen hat – zum Beispiel wenn man nach Haus kommt und das Nuki Smart Lock über die App öffnet. Wenn man die Tür in diesem Fall nur hinter sich zuzieht, verriegelt Nuki die Tür selbständig. Bei der ersten Version des Türschlossen konnte man dafür nur eine Zeit definieren, nach der die Tür automatisch abgesperrt werden soll. Jetzt weiß Nuki durch den Türsensor, wenn die Tür geschlossen ist und abgesperrt werden kann.
Also eigentlich ideal. Nur stellte sich heraus, dass das Gegenstück zum Türschloss im Türrahmen durch das Auf- und Zusperren mit der Zeit verrutscht und es allmählich immer schwieriger wird aufzusperren. Und irgendwann hat das Nuki Smart Lock nicht mehr genügend Kraft, die Tür zu entriegeln. Das Gegenstück im Türrahmen kann man zwar nachjustieren. Das ist jedoch nicht sonderlich praktisch und man weiß nie genau, wann es das Nuki-Türschloss nicht mehr schafft.
Neuer Einsatzort: Coworking Space
Ich habe das Nuki Smart Lock schlussendlich abmontiert. Jedoch nicht ohne ihm eine neue Aufgabe zu geben. Seit Anfang des Jahres sperrt es die Tür meines Coworking Spaces auf, den ich zu diesem Zeitpunkt eröffnete. Und auch hier gab es ein paar Hürden zu bewältigen…
Durch mein Faible für alte Gebäude habe ich mich für in meinen Augen wunderbaren Ort für den Coworking Space entschieden. Das Gebäude ist jedoch bereits mehr als 100 Jahre alt. Dementsprechend ist die Tür auch nicht mehr die neueste.
Durch meine Erfahrung mit Nuki und anderen intelligenten Türschlössern wusste ich vor der Montage bereits: Damit das Nuki Smart Lock problemlos funktioniert, muss sich die Tür leicht aufsperren lassen. Deshalb war meine erste Maßnahme, das Loch im Türrahmen abzuschleifen, in das der Riegel beim Zusperren fährt.
Neuer Schließzylinder…
Nun ging es ans Türschloss. Auch hier besaß der Schließzylinder keine Not- und Gefahrenfunktion. Deshalb kaufte ich einen entsprechenden Schließzylinder. Das Wechseln ist grundsätzlich kein Problem. Man entfernt die Schraube an der Türinnenseite, die den Zylinder hält. Anschließend kann man den montierten Schließzylinder herausziehen und den neuen einführen. Was ich auch gemacht habe. Nur ließ sich die Tür mit dem neuen Schließzylinder nicht aufsperren.
… und ein neues Türschloss
Also mit dem kompletten Schloss ins nächste Fachgeschäft. Dort kaufe ich ein Modell mit den gleichen Maßen, nur um dann festzustellen, dass es trotzdem nicht ganz passt. Ich versuche mein Bestes, um durch Absägen und Abschleifen es trotzdem irgendwie passend zu machen. Schlussendlich gebe ich auf, auch vor dem Hintergrund, dass ich keine Lösung will, die nur so lala funktioniert. Ich möchte ja nicht, dass es den Coworkern passieren kann, dass sich die Tür nicht aufsperren lässt.
Also was jetzt? Dann also ein letzter Versuch, ob es nicht mit dem alten Einsteckschloss funktioniert. Ich öffne deshalb noch mal das Schloss und schaue, wo der Stift vom Schließzylinder genau hakt. Also schleife ich ihn ab. Und siehe da: Es funktioniert!
Puh, das war was. Nun endlich kann ich alles wieder einbauen und darauf das Smart Lock montieren. Zusätzlich befestige ich das Keypad neben der Tür. So können die Coworker die Tür nicht nur per App aufsperren, sondern auch per PIN. Zusätzlich platziere ich die Bridge in einer Steckdose. So kann ich die Tür auch von unterwegs aufsperren. Was ich jedoch nicht montieren kann: den Magneten des Türsensors. Für ihn bleibt im Türrahmen kein Platz.
Endlich alles geschafft
Nun kann es also losgehen. Ich kann über die App und über das Web-Portal neue Nutzer hinzufügen und unterschiedliche Berechtigung vergeben. In meinem Coworking Space gibt es beispielsweise Nutzer, die wochentags nur eine Zutrittsberechtigung zwischen 8 und 20 Uhr haben. Andere können ihn auch nachts und am Wochenende nutzen. Und wieder andere verwenden den Coworking Space nur einen Tag oder eine Woche. Zusätzlich gibt es eine Putzhilfe, die den Coworking Space wiederum nur am Wochenende betreten darf.
All diese Einstellungen definiere ich über das Web-Portal von Nuki. Bei mehreren Nutzern ist das übersichtlicher als über die App. Darüber lege ich pro Nutzer fest, an welchen Wochentagen und in welchem Zeitraum er die Tür aufsperren kann. Zusätzlich lässt sich das Start- und Enddatum definieren, zum Beispiel dass eine Zugangsberechtigung vom 1.11.2020 bis 31.01.2021 gültig ist.
Und ich kann auch festlegen, ob die Nutzer die Tür ebenso aus der Ferne öffnen dürfen und ob das Geo-Fencing aktiviert sein soll. Ich habe bei den Nutzern beides deaktiviert. Ich möchte vermeiden, dass jemand aus Versehen aus der Ferne die Tür aufsperrt. Geo-Fencing nutze ich auch bei mir selbst nicht. Wenn ich nicht der erste bin, der in den Coworking Space kommt, würde die Tür bei meiner Ankunft aufgesperrt werden, obwohl sie eigentlich schon offen ist. Grundsätzlich steht die Tür die ganze Zeit offen oder ist angelehnt.
Zugangsberechtigungen zuweisen
Die Möglichkeit, die Zutrittsberechtigung zu beschränken, hat man sowohl für das Öffnen per App als auch für das Keypad. Was ich etwas umständlich finde: Über die Benutzeroberfläche kann man einem Nutzer nicht die Berechtigung gleichzeitig für das Öffnen per Smartphone und Keypad zuweisen. Für einen Coworker muss ich einen „Benutzer“ für die App und einen „Zutrittscode“ für das Keypad anlegen und jeweils eine Berechtigung erstellen. Der Zutrittscode wird dabei für jeden Nutzer individuell und zufällig generiert, man kann aber auch einen eigenen Code definieren.
Am Anfang kam es noch ab und an zu Problemen mit dem Keypad. Manchmal waren mehrere Versuche nötig, bis sich nach der PIN-Eingabe die Tür öffnete, obwohl ich die richtigen PIN eingegeben hatte. Das Problem wurde mittlerweile durch ein Software-Update gelöst und das Keypad funktioniert einwandfrei.
Nuki-Integration in ein Sicherheitssystem
Der nächste Schritt soll jetzt sein, das Nuki Smart Lock in ein Sicherheitssystem zu integrieren. Mein Ziel: Wenn jemand die Tür mit Nuki aufsperrt, soll das Sicherheitssystem automatisch deaktiviert werden. Bei Verlassen sollen die Coworker außerdem über einen Tastendruck, alle Lichter ausschalten und das Sicherheitssystem aktivieren können.
Am liebsten wäre mir, wenn ich Nuki mit Somfy Home Alarm verbinden könnte, genauer gesagt mit der Somfy One+. Diese Überwachungskamera mit integrierter Sirene hat eine Blende, die im Privatmodus vor die Kamera fährt (zur Somfy-Webseite). So fühlen sich die Coworker absolut unbeobachtet beim Arbeiten.
Leider gibt es keine direkte Kooperation zwischen Nuki und Somfy. Deshalb habe ich die Verknüpfung bereits mit IFTTT ausprobiert. Leider mit keinem zufriedenstellenden Ergebnis: Es dauert zu lange, bis das Alarmsystem deaktiviert wird, wenn man die Tür mit dem Nuki Smart Lock öffnet. Es kann also leicht passieren, dass man einen Alarm auslöst.
Was schon heute neben dem Keypad installiert ist: die Arlo Audio Doorbell. Verbunden ist sie mit einer Arlo-Kamera, die auf den Eingangsbereich zeigt. Leider lässt sich die Türklingel nicht wie die Ring Video Doorbell mit Nuki verbinden (warum ich mich dennoch für Arlo entschieden habe, erkläre ich einem späteren Post).
Darum bin ich gerade noch am Überlegen, wie ich alle Komponenten am besten zu einem System verbinden kann. Nuki lässt sich zum Beispiel mit den Smart-Home-Systemen von homee, Mediola, Homey, iHaus und der Telekom verbinden. Außerdem ist das Türschloss mit Amazon Alexa, dem Google Assistant und Apple HomeKit kompatibel. Am aussichtsreichsten ist bislang Apple HomeKit. Denn damit sind außer Nuki auch die Kameras von Arlo kompatibel und die Unterstützung von Somfy One+ ist angekündigt.
Bewertung im Detail
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Bedienung
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Einsteiger-Freundlichkeit
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Ausstattung
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
Fazit – Nuki Smart Lock 2.0 im Praxistest
Nicht immer ist die Installation vom Nuki Smart Lock in ein paar Minuten erledigt. In meinem Fall hat sie sich beim Coworking Space sogar über ein paar Tage hingezogen. Jetzt bin ich aber voll und ganz zufrieden. Ich muss mir keine Gedanken mehr um verlorene Schlüssel bei den Coworkern machen. Ich kann individuelle Berechtigungen vergeben. Und mir gibt das Nuki Smart Lock die Freiheit, dass ich nicht immer im Coworking Space sein muss. Ich kann jederzeit von unterwegs eine neue Berechtigung vergeben oder aus der Ferne die Tür öffnen. Diese Kombination aus (normalerweise) einfacher Installation, intuitiver Bedienung, fairem Preis und vielfältigen Integrationsmöglichkeiten macht das Nuki Smart Lock 2.0 zurecht zum gefragtesten intelligenten Türschloss.
Mehr Infos: www.nuki.io // Coworking Space: www.officio.pt