5 Millionen ausgelieferte Homematic-Produkte, 15 Millionen Funklösungen insgesamt. So die Bilanz, die eQ-3 im September vergangenen Jahres präsentierte. Die Aussage, dass man der Marktführer von universalen Smart-Home-Systeme in Europa sei, glaubt man deshalb gerne. Ein Grund für den großen Erfolg: Lange bevor sich Anbieter wie RWE, Telekom oder Devolo sich mit dem Smart-Home beschäftigten, machte eQ-3 mit seinen Funkprodukten Haussteuerung für Heimwerker interessant.
Diese lange Erfahrung nutzt eQ-3 nicht nur selbst, sondern stellt sie auch anderen Unternehmen zur Verfügung. Telekom Smart Home, RWE Smart Home und die Heizungssteuerung von mobilcom-debitel setzen etwa auf Technik von eQ-3. Was alle drei Systeme gemeinsam haben: Sie richten sich an Normalnutzer, die sich eine möglichst einfache Bedienung wünschen. Mit Homematic und der Zentrale CCU2 wendet sich eQ-3 Homematic dagegen eher an Tüftler, die maximale Freiheit beim Zusammenstellen des eigenen Smart-Homes wollen.
Mehr Sicherheit im Internet der Dinge
Das neue Funkprotokoll Homematic IP soll das ändern: Mit Produkten, die mehr modernen Design-Ansprüchen genügen. Mit Apps für Smartphones und Tablets, die es jedem erlauben, ein Smart-Home zu installieren und zu steuern. Und mit einem System, das fit für das Internet der Dinge ist.
Homematic IP basiert auf dem TCP/IP-Protokoll, dem Rückgrat des Internets. Jedem Gerät lässt sich so eine individuelle IP-Adresse (v6) zuweisen. Das heißt, bei der Kommunikation über das Web müssen keine Adressen mehr umgewandelt werden und kann so komplett verschlüsselt erfolgen. Das bringt zusätzliche Sicherheit.
Geblieben ist die Funkfrequenz im Bereich um 868 MHz, der eine relativ hohe Reichweite erlaubt. Wer die Zentrale in die Mitte eines Einfamilienhauses platziert, sollte in allen Zimmern Funkempfang haben. Genauso wie der Vorläufer Homematic baut Homematic IP kein vermaschtes Netz auf, in dem die Geräte das Funksignal weiterleiten. Funk-Repeater gibt es bislang keine für Homematic IP.
Trotz der Verbesserungen ändert sich nichts an den von eQ-3 gewohnt günstigen Preisen. Das Starter-Set Raumklima gab es zum Testzeitpunkt für knapp 120 Euro bei ELV. Dazu gehört eine Zentrale, ein Tür-Fensterkontakt sowie ein Heizkörpersteller. Für diesen Preis erhält man bei mach anderem Anbieter noch nicht einmal eine Smart-Home-Zentrale.
Noch ist Homematic IP ist seinen Funktionen begrenzt. Denn bislang lässt sich damit hauptsächlich nur die Heizung steuern. Doch das soll sich schnell ändern. Für April 2016 sind bereits Produkte angekündigt, die sich um die Sicherheit kümmern.
eQ-3 setzt mit Homematic IP zunächst auf Heizungssteuerung
Wir haben die Produkte zur Heizungssteuerung ausprobiert. Zu unserem Testpaket gehörten:
Die Smart-Home-Zentrale namens Homematic IP Access Point zum Preis von 50 Euro. Mit einer Kantenlänge von etwas mehr als 10 cm ist sie äußerst kompakt und deutlich kleiner als beispielsweise die meisten Internet-Router. Für die Verbindung zum Heimnetz ist ein Ethernet-Kabel nötig. Zu den einzelnen Smart-Home-Komponenten funkt sie dagegen per Homematic IP. Eine USB-Schnittstelle, um andere Funkstandards nachzurüsten, ist nicht vorgesehen. Ihr Stromverbrauch liegt bei lediglich 1,1 Watt. Im Jahr macht das weniger als 3 Euro in der Stromrechnung.
Das Heizkörperthermostat mit einem Preis 50 Euro ist ebenfalls vergleichsweise günstig. Die Temperatur lässt sich per App oder manuell per Drehrad verändern. Indem man auf das Drehrad tippt, ist es auch möglich, die Temperatur kurzzeitig zu erhöhe („Boost“). Das Display an der Oberseite zeigt die eingestellte Gradzahl. Um das Heizkörperthermostat an allen gängigen Radiatoren zu montieren, liegen Adapterringe bei. Das Öffnen und Schließen des Heizkörperventils übernimmt ein Motor, der leicht zu hören ist und Energie über zwei AA-Batterien erhält.
Steckbrief | |
System | eQ-3 Homematic IP |
Preis Zentrale | 50 Euro |
Laufende Kosten pro Monat | 0 Euro |
Kosten: 3-Zimmer-Wohnung / Einfamlienhaus | ca. 340 / 630 Euro |
Vernetzung per | Funk |
Funkprotokoll | Homematic IP |
Verschlüsselung / bidirektional | ja / ja |
Offline-Modus | nein |
Steuerung | |
Heizkörper / Fußbodenheizung / Therme | ja / nein / nein |
Schaltsteckdosen | ja |
Vorausschauend / Präsenzerkennung | nein / nein |
Anhand Wetterinfos | nein |
Lüftungserkennung: Fensterkontakt / Thermostat | ja / nein |
Funktionen | |
Bedienung per Web-Browser | nein |
App: Smartphone, Tablet | Android, iOS |
Zugriff von unterwegs | ja |
Wandthermostat / Taster | ja / ja |
Wenn-Dann-Regeln | nein |
Szenen / Skripte | nein / nein |
Besonderheiten | Wetterinfos in App |
Der ebenfalls batteriebetriebene Tür-Fensterkontakt für 30 Euro besteht nur aus einem Teil, im Gegensatz zu den meisten Artgenossen. Er arbeitet nicht mit einem Magneten, sondern mit Infrarot-Licht. Der Kontakt lässt sich per Klebeband oder Schrauben an Fenster- oder Türrahmen befestigen. Das Infrarot-Auge muss dabei in Richtung Fenster- oder Türflügel zeigen. Beim Öffnen des Fensters erkennt der Sensor, dass der Strahl nicht weiter reflektiert wird und meldet es der Zentrale. Bei dunklen Fenster- oder Tür-Flügeln, die wenig reflektieren, empfiehlt es sich, den mitgelieferten Silberstreifen festzukleben. Zum Lieferumfang gehören außerdem Abdeckungen in Weiß und Braun, damit der Kontakt am Fenster möglichst wenig auffällt.
Über die Schaltsteckdose für 40 Euro lassen sich elektrische Heizungen in die Steuerung einbeziehen. Der Adapter ist mit einer Kantenlänge von 7 cm relativ kompakt. Eine beleuchtete Taste zeigt an, ob die Steckdose ein- oder ausgeschaltet ist. Über sie lässt sich der Adapter auch manuell schalten. Ihr könnt auch eine Lampe an den Adapter anschließen, um sie per Smartphone zu regeln. Erfreulich ist der geringe Stromverbrauch des Steckdosen-Adapters, der im ausgeschalteten Zustand bei nur 0,2 Watt liegt.
Mit dem Wandthermostat für 50 Euro könnt die Temperatur in einem Raum festlegen. Neben der Temperatur misst das Thermostat auch die Luftfeuchtigkeit und zeigt sie wenn gewünscht auf dem Display an. Die Montage kann über Schrauben oder Klebeband an der Wand erfolgen.
Was bei allen Komponenten sofort auffällt, ist die hochwertige Verarbeitung. Bei Mitbewerbern bezahlt man zum Teil deutlich mehr und erhält Produkte, dessen Kunststoffoberfläche weniger stabil wirkt.
Was wir im Test nicht ausprobieren konnten: Den Wandtaster für 40 Euro, über den man die Heizung beim Verlassen des Hauses in den Sparmodus versetzen kann, und die Schaltsteckdose mit Strom-Messfunktion für 50 Euro.
Was bei allen Komponenten sofort auffällt, ist die hochwertige Verarbeitung. Bei Mitbewerbern bezahlt man zum Teil deutlich mehr und erhält Produkte, dessen Kunststoffoberfläche weniger stabil wirkt.
Was wir im Test nicht ausprobieren konnten: Den Wandtaster für 40 Euro, über den man die Heizung beim Verlassen des Hauses in den Sparmodus versetzen kann. Auch die Schaltsteckdose mit Strom-Messfunktion für 50 Euro haben wir nicht getestet.
Einfache Installation per App
Die Installation des Systems erfolgt per App auf einem Smartphone oder Tablet mit Android- oder iOS Betriebssystem. Fragen sollte dabei nicht auftauchen, denn die für Smartphones optimierte App erklärt jeden Schritt ausführlich. Die Installation beginnt damit die Smart-Home-Zentrale mit Strom und dem Internet-Router zu verbinden. Danach scannt ihr mit dem Smartphone den QR-Code an der Rückseite der Zentrale, um die App und die Zentrale zu koppeln. Eine Registrierung ist nicht notwendig.
Die Kommunikation zwischen App und Zentrale erfolgt über eQ-3-Server. Das bedeutet, die App funktioniert nur über eine Verbindung zum Internet. Der Server ist auch dafür zuständig, dass ihr von unterwegs auf die Zentrale zugreifen könnt.
Nach der Erst-Installation könnt ihr euren Wohnort eingeben. So bekommt ihr in der App Wetterinformationen angezeigt. Sie nutzt Homematic IP jedoch nicht, um die Heizung zu regeln: damit sich die Heizung beispielsweise selbständig erwärmt, wenn plötzlich eine Kältefront aufzieht.
Wer nicht jedem im heimischen WLAN Zugriff auf die Zentrale gewähren will, kann außerdem eine PIN festlegen. So kann nur derjenige die App nutzen, der die PIN kennt.
Kein Anlegen von Regeln nötig
Nach dem Anlernen der Produkte könnt ihr bereits starten. Denn das System legt automatisch alle notwendigen Regeln und Verknüpfungen an. Das bedeutet, wenn ihr jetzt ein vernetztes Fenster öffnet, regeln sich der Heizkörper automatisch herunter. Erhöht ihr die Temperatur an einem Heizkörperthermostat, folgen ihm die anderen Thermostate im Raum und die Steckdose mit angeschlossener Elektroheizung. Genauso könnt ihr über ein Wandthermostat die Temperatur aller Heizungen in einem Raum auf einmal regeln.
Selbst die voreingestellten Heizprofile dürften in vielen Fällen bereits passen. Sie regeln unter der Woche die Heizung auf 21 Grad morgens zwischen 6 und 9 Uhr sowie abends zwischen 17 und 22 Uhr. Am Wochenende ist die Heizung zwischen 6 und 22 Uhr an. Natürlich habt ihr auch die Möglichkeit, die Zeiten und die Temperaturen an eure Wünsche anzupassen.
Wenn die vom Heizkörperthermostat gemessene Gradzahl von der wirklichen Raumtemperatur abweicht, könnt ihr außerdem einen Temperatur-Ausgleich (Offset) einstellen. Das kann nötig sein, wenn sich die Heizung hinter einer Couch oder einem Schreibtisch befindet und sich die Wärme dahinter staut.
Wer dagegen weiterreichende Einstellungen sucht, wird bei Homematic IP nicht fündig werden. So könnt ihr beispielsweise keine eigenen Wenn-Dann-Regeln oder Gruppen anlegen.
Energiesparen auf Knopfdruck
Praktisch ist, dass man per Fingertipp in der App in den Eco-Modus wechseln kann. Auf diese Weise reduzieren alle vernetzten Heizungen ihre Temperatur auf einen vorher eingestellten Wert. Wie lange der Eco-Modus aktiv sein soll, könnt ihr bestimmen: 2, 4 oder 6 Stunden; wenn ihr ein Datum oder unendlich angebt, könnt ihr die Heizung auch über den kompletten Sommer ausschalten.
Natürlich seid ihr ebenfalls in der Lage, über die App von zu Hause und unterwegs die Temperatur in den einzelnen Räumen zu regeln. Nicht ganz verständlich ist dabei, warum eine Schaltsteckdose nicht reagiert, wenn man die Gradzahl im zugeordneten Raum anpasst. Schließlich wird sie auch aktiv, wenn man die Temperatur am Heizkörper oder Wandthermostat im selben Raum ändert. Nur wenn ihr festgelegt habt, dass ihr die Schaltsteckdose für die Beleuchtung nutzen wollt, könnt ihr sie per Smartphone ein- und ausschalten.
Im Test mussten wir außerdem feststellen, dass bei Homematic IP Android-Nutzer etwas im Vorteil gegenüber iPhone-Besitzern sind. Denn Funktionen, die sich über einen langen Fingertipp in der App auslösen lassen, waren in der iOS-App nicht verfügbar. Das betrifft etwa das Kopieren von Heizprofilen auf andere Tage und das Löschen von Geräten.
Ansonsten macht die App einen rundum gelungenen Eindruck. Sie wirkt aufgeräumt, übersichtlich und erfordert wenig Einarbeitungszeit. Außerdem reagiert sie prompt auf Eingaben. Im Testzeitraum war die Zentrale auch immer erreichbar. So sollten selbst diejenigen Spaß mit Homematic IP haben, die eigentlich mit Technik nicht viel anfangen können.
Klasse ist auch, dass Homematic IP selbst dann funktioniert, wenn die Zentrale ausfällt – mit Ausnahme der App. Denn die Einstellungen sind auf den Geräten gespeichert.
Bewertung im Detail
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Bedienung
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Einsteiger-Freundlichkeit
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Ausstattung
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
Unsere Einschätzung zu eQ-3 Homematic IP
Wer nach einer Heizungssteuerung sucht, die einfach zu bedienen ist, der ist bei Homematic IP genau richtig. So intuitiv ist kaum ein anderes Smart-Home-System. Momentan ist der Funktionsumfang noch etwas eingeschränkt. In Zukunft soll aber die Möglichkeit folgen, Fußbodenheizungen zu steuern. Wer schon heute mehr Funktionen will, kann Homematic-IP-Produkte mit der Homematic-Zentrale CCU2 verwenden.
Mehr Infos unter: eQ-3 // www.eq-3.de