Selbst installieren oder es dem Profi überlassen? Diese Frage sollte am Anfang eines jeden Smart-Homes stehen. Für beide Entscheidungen gibt es gute Gründe. Übernehmt ihr alles selbst, spart ihr Geld. Jedoch solltet ihr einen kleinen Faible zum Tüfteln haben. Denn spätestens wenn das Smart-Home alle Bereiche des Hauses umfasst, hat es nicht mehr viel mit Plug&Play zu tun.
Engagiert ihr einen Profi, müsst ihr auf jeden Fall 1.000 Euro für die Vernetzung eurer Wohnung rechnen, bei einem Haus mindestens das Doppelte. Dafür kümmert er sich darum, dass alles perfekt funktioniert. Von manchen Sachen sollte ein Laie ohnehin besser die Finger lassen. Um einen Lichtschalter zu vernetzen, sind Arbeiten am Strom notwendig, was grundsätzlich in die Hände eines Elektrikers gehört. Wer nicht nur die Radiatoren in den einzelnen Räumen seines Zuhauses intelligent vernetzen will, sondern auch den Wärmeerzeuger im Keller, sollte ebenfalls genau wissen, was er tut. Ansonsten arbeiten am Ende der Heizkessel und die Radiatoren gegeneinander und die ganze Energieeinsparung ist dahin.
WiButler Pro versteht sich mit mehr als 170 Produkten
iEXERGY, das Unternehmen, das hinter WiButler steckt, hat sich deshalb dafür entschieden, dass den WiButler Pro nur ein Fachbetrieb installieren darf. Beim WiButler Pro handelt es sich um eine Smart-Home-Zentrale – also dem Knotenpunkt in der Haussteuerung, die zu allen Komponenten Verbindung aufnimmt. Die Auswahl an kompatiblen Produkten ist reichlich, da der WiButler Pro verschieden Funkstandards unterstützt. Mit Z-Wave, Zigbee, und EnOcean sind das die derzeit bedeutendsten. Bluetooth soll später folgen. Ihr könnt also aus den Produkten verschiedener Hersteller wählen. Nur der Heizkörperstellantrieb HORA SmartDrive MX stammt von iEXERGY selbst. Insgesamt sind es 173 kompatible Komponenten, die zum Testzeitpunkt auf der WiButler-Webseite aufgelistet werden.
Der WiButler Pro ist mit einem Preis von knapp 600 Euro nicht gerade günstig. Der Preis relativiert sich jedoch, wenn man bedenkt, dass darin bereits die Installation durch den Fachhändler enthalten ist. Sie kann bereits in einer Wohnung oder in einem Haus erfolgen, bevor es weder Internetanschluss noch Router gibt. Denn der WiButler Pro kann selbst ein WLAN aufbauen, worüber der Profi sich per Smartphone oder Tablet mit der Zentrale verbinden kann. Voraussetzung ist, dass die WiButler-App (erhältlich für Android und iOS) installiert ist. Die Installation und Steuerung per iPad ist dabei nicht zu empfehlen, da dafür die App bislang nicht angepasst ist.
Einrichtung per App
Über die App koppelt der Profi die verschiedenen Komponenten mit der Zentrale. Dabei ist der WiButler in einem speziellen Service-Modus, den nur Fachbetriebe nutzen können. Sie erstellen hier Wenn-Dann-Regeln, damit beispielsweise beim Öffnen des Fensters die Heizung automatisch herunterregelt. Oder sie legen Zeitprofile an, damit das Licht zu einer bestimmten Uhrzeit angeht. Und sie können für jedes Gerät bestimmen, wie es sich verhalten sollen, wenn das Profil „Zuhause-Tag“, „Zuhause-Nacht“, „Unterwegs“ oder „Urlaub“ aktiviert ist. Es lässt sich beispielsweise einstellen: Wenn ihr „unterwegs“ seid, soll die Heizung im Sparmodus laufen, die HiFi-Anlage über den Zwischenstecker vom Strom getrennt werden und die Fenster-Kontakte beim Öffnen eine Push-Benachrichtigung auf das Smartphone senden. Was jedoch nicht möglich ist: Dass der Installateur Skripte erstellt, worüber er noch individuellere Automationen anlegen könnte.
Der Fachhändler kann in der App außerdem einen Grundriss der Wohnung anlegen und die einzelnen vernetzten Komponenten an den entsprechenden Stellen im Raum platzieren. Über diese Übersicht können die Bewohner später schnell das gewünschte Gerät finden und steuern. Das funktioniert seit neuestem auch von unterwegs. Alternativ lassen sich die Komponenten sortiert nach Geschoss und Raum anzeigen.
Produkte, Wenn-Dann-Regeln und Einstellungen kann der Fachhändler schützen, damit sie die Bewohner nicht verändern. So lässt sich nicht aus Versehen etwas verstellen, sodass die Haussteuerung nicht mehr funktioniert. Der Installateur ist so auch auf der sicheren Seite, wenn es um die Gewährleistung geht.
Smart-Home selbst erweitern
Der Nutzer kann auch selbst Produkte an den WiButler anlernen. Jedoch nur Produkte, die auf der WiButler-Webseite kein „Professional“-Label besitzen. Dazu zählen Steckdosen-Adapter, Tür-Fenster-Kontakte, Heizkörpersteller, Wandtaster, Fernbedienungen sowie vernetzte Lampen von Osram und Philips. Für die selbst angelernten Komponenten könnt ihr Regeln festlegen und das Verhalten bei den Profilen (z. B. „Zuhause-Tag“, „unterwegs“) bestimmen.
Die verschiedenen Szenen lassen sich per Schalter, Fernbedienung oder Smartphone aktivieren. Wer sichergehen will, kann sich die Profiländerung von der Zentrale über den integrierten Lautsprecher bestätigen lassen, beispielsweise durch die Ansage: „Profil Tag Zuhause aktiviert“. Praktisch wäre zusätzlich, wenn man für den WiButler Widgets auf dem Smartphone-Desktop ablegen könnte. Dadurch müsste man für das Wechseln des Profils nicht die App öffnen.
Eine Funktion, viele Produkte
Die große Stärke des WiButlers liegt in der immensen Anzahl kompatibler Komponenten. Für eine Funktion findet man deshalb im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern nicht nur ein Produkt sondern mehrere. Beispiel Heizkörperstellantrieb: Es gibt den SmartDrive MX von Hora mit Drehrad zur Temperaturregelung sowie den Stella E von Eurotronic ohne manuelle Einstellmöglichkeit. Wer die Fenster vernetzen will, kann zu einem zweiteiligen Magnet-Kontakt greifen, der an Fenster und Rahmen befestigt wird. Es stehen jedoch auch funkende Türgriffe zur Auswahl sowie Sensoren, die sich von außen unsichtbar im Fensterrahmen anschrauben lassen.
Eine solch große Auswahl findet man außer im Heizungsbereich ebenfalls für die Beleuchtung und die Beschattung. Hier gibt es eine große Vielfalt an kompatiblen Unterputz-Modulen und Schaltern. Die Möglichkeit eine Photovoltaik-Anlage oder Energiespeicher einzubinden, besteht bislang nicht.
Wer sich weitreichende Sicherheitsfunktionen wünscht, der könnte auch vermissen, dass sich derzeit keine Überwachungskameras mit dem WiButler Pro verbinden lassen. Und wer nicht immer online ist, könnte sich über die Option freuen, sich im Alarmfall nicht nur über die App sondern auch per SMS oder Anruf informieren zu lassen. Dafür gibt es Sicherheits-Sensoren für so gut wie alles: für Bewegung, Kohlendioxid, Rauch, Wasser, ja sogar eine Mäusefalle lässt sich einbinden, die Bescheid gibt, wenn sie zugeschlagen hat.
Zuverlässiger Butler für das intelligente Zuhause
Im Test funktionierte der WiButer Pro sehr zuverlässig. Es kam zu keinerlei Systemabstürzen und die Zentrale war per App immer erreichbar. Im eingeschalteten Zustand verbraucht der WiButler Pro knapp 7 Watt. Das ist nicht besonders sparsam und liegt auf dem Niveau gewöhnlicher WLAN-Router. Im Jahr summiert sich das auf gut 17 Euro in der Stromrechnung.
Steckbrief | |
System | WiButler Pro |
Laufende Kosten pro Monat | 0 Euro |
Durchschnittl. Preis: 3-Zimmer-Wohnung / Einfamlienhaus | ca. 1.900 / 3.000 Euro |
Vernetzung per | Funk (Z-Wave, Zigbee, EnOcean, WLAN) |
Offline-Modus | ja |
Steuerung | |
Heizkörper / Fußboden / Therme | ja / ja / ja |
Licht / Stromverbraucher | ja / ja |
Jalousien und Rollläden | ja |
Sicherheitssystem | ja |
Unterputz-Komponenten | ja |
Funktionen | |
Web-Browser / Smartphone | nein / ja (Android und iOS) |
Zugriff von unterwegs | ja |
Wenn-Dann-Regeln | ja |
Szenen / Skripte | ja / nein |
Besonderheiten | Profi- und DIY-Produkte |
Sollte der WiButler Pro nicht erreichbar sein, zum Beispiel bei einem Stromausfall, kann das gesamte Smart-Home nicht mehr gesteuert werden. Mit einer Startzeit von nur 40 Sekunden ist die Zentrale jedoch schnell wieder einsatzfähig. Wenn der Router die Verbindung zum Internet verliert, macht ihm das nichts. Nur der Fernzugriff ist in diesem Fall nicht mehr möglich.
Die Bedienung des WiButlers ist insgesamt sehr einfach und intuitiv. Die Menüs der App sind aussagekräftig und schick gestaltet. Beim Anlernprozess der Komponenten führen die Apps durch die einzelnen Schritte. Auch das Anlegen von Regeln wirft keinerlei Fragen auf. Im Zweifelsfalls helfen Anleitungen, Video-Clips und die Online-Community auf der WiButler-Webseite weiter.
So sollten auch diejenigen, die mit Smart-Home bislang kaum etwas am Hut hatten, keine Probleme haben. Wer dennoch alles einem Profi überlassen will, findet auf der WiButler-Webseite Fachbetriebe in der Nähe. Zwar lieferte die Suche nach zertifizierten Händlern in Deutschland zum Testzeitpunkt nur 9 Treffer. Es kann jedoch jeder Fachbetrieb für Elektro oder Heizung/Sanitär/Klima den WiButler in Betrieb nehmen. Er wird dafür von iEXERGY mit allen nötigen Infos versorgt.
Bewertung im Detail
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Bedienung
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Ausstattung
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Energie-Management
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Licht-Regelung
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Rollladen-Steuerung
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Sicherheits-System
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
Unsere Einschätzung zu WiButler Pro
Wer alle Bereiche sein Zuhause vernetzen will, der ist beim WiButler Pro genau richtig. Dabei kommt man weit günstiger weg, als bei den meisten Profi-Installationen. Jedoch sind die Möglichkeiten beispielsweise im Vergleich zu KNX etwas eingeschränkt. Es lassen sich derzeit keine Überwachungskameras, Fernseher, Musik-Anlagen oder Haushaltsgeräte direkt einbinden. Dafür umfasst der WiButler Pro mit Licht, Beschattung, Sicherheit, Klima und Energie alle Bereiche einer typischen Haussteuerung.
Besonders herausragend in diesem Preissegment: die immense Auswahl an kompatiblen Produkten. Deshalb ist die Entscheidung richtig, die Installation des WiButler Pro nur einem Fachbetrieb zu erlauben. Selbst wenn es den einen oder anderen Bastler gibt, der das alles selbst hinbekommt. Beim Großteil ist die Gefahr, dass bei der Montage und Konfiguration etwas schiefgeht, zu hoch. Außerdem geht es um euer Zuhause, indem alles immer funktionierten sollte. Damit tut ihr nicht nur euch einen großen Gefallen, sondern auch euren Familienmitgliedern und Gästen, die vielleicht weniger von Technik verstehen.
Weitere Infos unter: www.wibutler.de
Bilder: WiButler / Home Pioneers (Screenshots)