Die Zukunft des Smart-Home scheint ungewiss. Nahezu jede Studie, zu dem Thema veröffentlicht wird, kommt zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Mal ist das nächste große Ding, mal soll es noch mehr als ein zehn Jahre dauern, bis der Durchbruch im Massenmarkt kommt.
Die Weltkonzerne im IT- und Unterhaltungselektronik-Bereich scheinen sich sicherer zu sein. Mittlerweile hat der Großteil eine Lösung für das Smart-Home am Start oder zumindest geplant – sei es Apple, Amazon, Google, Microsoft oder Samsung. Seit Anfang dieses Jahres zählt auch der deutsche Weltkonzern Bosch dazu.
Vernetzte Bosch-Produkte in Küche und Heizkeller
Mit Vernetzung beschäftigt sich der deutsche Weltkonzern eigentlich schon länger. Zu Bosch gehören unter anderem die Marken Buderus und Junkers. Ihre Heizungen lassen sich schon länger per Smartphone steuern, beispielsweise über die Plattformen Buderus Control Center Connect und Junkers HomeCom. Öfen, Kühlschränke oder Waschmaschinen mit Home Connect besitzen ebenfalls einen Netzwerkanschluss.
All diese vernetzten Bosch-Geräte über eine einzige App zu steuern, war jedoch bislang nicht möglich. Ist es auch momentan noch nicht. Das soll aber die Anfang 2016 gegründete Robert Bosch Smart Home GmbH ändern. Denn eines ihrer Ziele ist es, die verschiedenen Produktbereich von Bosch miteinander zu verbinden.
Bosch Smart Home soll zukünftig das gesamte Zuhause steuern
Die Vernetzung der verschiedenen Bereiche soll ein eigenes Haussteuerungs-System übernehmen. Sein Name: Bosch Smart Home. Es besteht aus der Zentrale sowie verschiedene Funk-Komponenten. Zum Start konzentriert sich das System auf die Heizungssteuerung mit einem Raumklima Starter Paket für 350 Euro. Später sollen ein Steckdosen-Adapter (Mai) und ein Bewegungssensor (Herbst) folgen. Für Ende dieses Jahres ist außerdem geplant, dass sich Haushaltsgeräte mit Home-Connect-Funktion in Bosch Smart Home einbinden lassen. Mit vernetzten Heizungen von Buderus und Junkers ist es schon heute möglich.
Bosch Smart Home soll nicht auf Bosch-Produkte beschränkt bleiben. Das Unternehmen setzt auf eine offene Plattform. Deshalb lassen sich schon heute vernetzte Farbe-LED-Lampen von Philips Hue einbinden. Um kompatible Produkte zu kennzeichnen, hat Bosch auch ein Logo eingeführt.
Bosch Smart Home Test: Raumklima Starter Paket
Wir haben das Raumklima Starter Paket getestet. Es enthält alle bislang verfügbaren Komponenten.
Der Bosch Smart Home Controller (Einzelpreis 230 Euro) ist die Haussteuerungszentrale. Sie stellt per Netzwerk-Kabel die Verbindung mit dem Internet-Router her. Zu den einzelnen Smart-Home-Komponenten funkt sie dagegen. Dafür nutzt der Controller neben einem proprietären Funkprotokoll im Frequenz-Bereich um 868 MHz auch den Standard ZigBee im Bereich 2,4 GHz. Der Stromverbrauch liegt bei moderaten 2 Watt im Betrieb.
Das Heizkörper-Thermostat (Einzelpreis 50 Euro) öffnet und schließt das Heizkörperventil per Motor. Der Motor ist angenehm leise und kaum zu hören. Energie erhält er von zwei austauschbaren Mignon-Batterien (AA). Über ein Display an der Oberseite lässt sich die eingestellte Temperatur ablesen. Über Knöpfe am Gerät kann man die Temperatur regeln, oder zwischen manuellem und Auto-Modus wechseln. Dem Raumklima Starter-Paket liegen zwei Heizkörperthermostate bei.
Der Tür-Fensterkontakt (Einzelpreis 40 Euro) besteht aus zwei Teilen und arbeitet magnetisch. Beide Teile lassen sich per Klebeband oder Schrauben am Rahmen sowie am Flügel einer Tür oder eines Fensters befestigen. Der Sensor kann zwischen offen und geschlossen unterscheiden. Zur Stromversorgung müssen sich zwei AAA-Batterien im größeren der beiden Teile befinden.
Das Heizkörper-Thermostat sowie der Tür-Fensterkontakt kommunizieren über das proprietäre Funkprotokoll im 868-MHz-Bereich mit der Zentrale. Im Test war die Verbindung stabil, solange wir uns in einem Altbau nicht mehr als 20 Meter von der Zentrale entfernt haben. Diese Funkreichweite sollte in einem Einfamilienhaus auf jeden Fall ausreichen, um alle Räume zu vernetzen. Den in die Zentrale integrierten Zigbee-Funk nutzen bislang noch keine Geräte.
Steckbrief | |
System | Bosch Smart Home |
Preis Zentrale | 230 Euro |
Laufende Kosten pro Monat | 0 Euro |
Kosten: 3-Zimmer-Wohnung / Einfamlienhaus | ca. 500 / 770 Euro |
Vernetzung per | Funk |
Funkprotokoll | propr., Zigbee |
Verschlüsselung / bidirektional | ja / ja |
Offline-Modus | nein |
Steuerung | |
Heizkörper / Fußbodenheizung / Therme | ja / Buderus, Junkers / Buderus, Junkers |
Schaltsteckdosen | - |
Vorausschauend/Präsenzerkennung | nein / nien |
Anhand Wetterinfos | - |
Lüftungserkennung: Fensterkontakt / Thermostat | ja / nein |
Funktionen | |
Bedienung per Web-Browser | nein |
App: Smartphone,Tablet | Android, iOS |
Zugriff von unterwegs | ja |
Wandthermostat / Taster | nein / nein |
Wenn-Dann-Regeln | nein |
Szenen / Skripte | nein / nein |
Besonderheiten | Steuerung Philips Hue |
Bislang begrenzte Auswahl an Komponenten
Zentrale, Heizkörper-Thermostat und Tür-Fensterkontakt sind bislang die einzigen Komponenten, die für Bosch Smart Home existieren. Es gibt also kein Wandthermostat, um die Temperatur zu regeln, oder eine Schaltsteckdose, um auch Elektroheizungen einzubinden.
Alle erhältlichen Komponenten besitzen Gehäuse aus weißem Kunststoff. Die Verarbeitung geht in Ordnung, etwas stabiler Gehäuse hätte jedoch nicht geschadet. Mit ihrem minimalistischen Design integrieren sie sich auf jeden Fall optimal in modern eingerichtete Wohnungen.
Einfache Installation per App
Überzeugt hat uns die Bedienung des Smart-Home-Systems. Denn die Installation, Konfiguration und Steuerung des Systems erfordert keinerlei technisches Vorwissen.
Grund dafür ist die App für Smartphones und Tablets. Sie hilft zunächst bei der Installation des Smart Home Controllers, da sie durch die einzelnen Schritte führt. Dazu zählt auch, dass ihr euch mit mit einem Benutzernamen und Passwort registrieren, eine E-Mail ist nicht nötig. Auf diese Weise können nur diejenigen das Smart-Home steuern, die den Benutzernamen und das Passwort kennen. Wer will, kann bei der Installation den Fernzugriff deaktivieren. Dann funktioniert das Smart-Home-System ganz ohne Internet.
Genauso einfach ist das Anlernen der Heizkörper-Thermostate und Tür-Fensterkontakte. Man tippt auf das Plus-Symbol auf der Startseite der App und scannt den QR-Code des Produkts, danach führt einen die App Schritt für Schritt durch das Koppeln. Am Ende könnt ihr entscheiden, welchen Raum ihr die Geräte zuordnen wollt.
Bosch Smart Home an die eigenen Wünsche anpassen
Nach dem Verbinden der Heizkörperthermostate und der Tür-Fensterkontakte seid ihr schon so gut wie fertig mit der Konfiguration. Denn Bosch Smart Home verknüpft die einzelnen Geräte bereits intelligent miteinander. So synchronisieren sich zwei Thermostate in einem Raum, wenn ihr an einem die Temperatur verändert. In der App regelt ihr auch die Temperatur von einem Raum und nicht die der beiden Heizkörper einzeln. Genauso geht die Heizung in Sparbetrieb, wenn ihr im selben Zimmer ein vernetztes Fenster öffnet.
Wo ihr vielleicht nachjustieren müsst, ist bei den Heizprogrammen. Sie legen fest, wann ein Raum welche Temperatur besitzt. In der Grundeinstellung heizt Bosch Smart Home die Räume von Montag bis Freitag von 6 bis 9 Uhr sowie von 17 bis 22 Uhr, am Wochenende jeweils von 6 bis 22 Uhr. Die Zeiten könnt ihr einfach an euren eigenen Tagesrhythmus anpassen.
Es gibt jedoch nur je eine definierbare Heiz- und Absenk-Temperatur. Wenn ihr also etwa morgens das Bad auf 25 Grad heizen wollt und abends auf 21 Grad, könnt ihr das über die Heizprogramme nicht einstellen.
Ebenfalls nicht möglich: das Bestimmen einer Offset-Temperatur. Sie ist beispielsweise hilfreich, wenn sich ein Heizkörper hinter einer Couch oder einem Schreibtisch befindet und sich die Wärme dahinter staut. Der Unterschied zwischen gemessener und tatsächlicher Temperatur lässt sich durch den Offset ausgleichen.
Der eine oder andere mag diese Funktionen vermissen, manch einer mag es auch positiv sehen: Durch den begrenzten Funktionsumfang bleibt die App übersichtlich und äußert einfach zu bedienen.
Alle Heizungen per Fingertipp in den Sparmodus versetzen
Auf jeden Fall sollten sich so die meisten in der App schnell zurechtfinden. Wenn ihr euch die Heizkörper als Favoriten anlegt, könnt ihr über die Startseite die Temperatur in den einzelnen Räumen bequem regeln. Hier findet ihr auch ein Feld, über das ihr die Heizung in allen Räumen über einen Fingertipp in den Sparmodus versetzet. Das ist beispielsweise beim Verlassen des Hauses praktisch oder wenn ihr über den Sommer die Heizung komplett ausschalten wollt.
Bedarf in andere Menüs zu wechseln, besteht dann so gut wie gar nicht mehr. Hier könnte man sich noch anzeigen lassen, welche Geräte sich in den einzelnen Räumen befinden. Oder man könnte die Kindersicherung für die Heizkörperthermostate aktivieren, wodurch die Tasten am Thermostat gesperrt werden.
Bewertung im Detail
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Bedienung
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Einsteiger-Freundlichkeit
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Ausstattung
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Verarbeitung
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Preis/Leistung
Unsere Einschätzung zu Bosch Smart Home
Mit dem Raumklima Starter-Paket bietet Bosch einen besonders einfachen Start in die Heizungssteuerung. Andere Bereiche im Haus sollen folgen. Wir sind auf jeden Fall gespannt. Denn wenn sich das gesamte Haus so einfach wie die Heizung steuern lässt, dürfte es auch viele begeistern, die bislang nur wenig mit Smart-Home anfangen konnten.
Auch interessant: Bosch Smart Home: Lichtsteuerung mit Philips Hue
Mehr Informationen: Bosch Smart Home
Meines Erachtens sollte dieser Artikel für etwaige Smarthome Interessenten auf einen neuen Stand gebracht werden. Ich habe das Bosch Smarthome System kürzlich installiert und viele der Angaben im Steckbrief stimmen nicht mehr bzw. haben sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich positiv weiterentwickelt.
Sie haben vollkommen Recht. Bei Bosch SmartHome hat sich mittlerweile viel getan. Leider ist mir nicht möglich, alle Tests laufend zu aktualisieren. Die Tests präsentierten immer den Stand eines Produkts zu einem gewissen Zeitpunkt. Der Zeitpunkt ist am Veröffentlichungsdatum des Artikels zu erkennen.
Wenn es die Möglichkeit zu einem erneuten Test von Bosch SmartHome gibt, aktualisiere ich den Artikel entsprechend.