Funk oder Kabel? Es ist einer der ersten Fragen, die man sich stellen sollte, wenn vorhat sein Zuhause in ein Smart-Home zu verwandeln. Eine generelle Antwort darauf gibt es nicht, vielmehr hängt es vom Einzelfall ab. Um zu einer Entscheidung zu kommen, helfen folgende fünf Fragen.
1. Wo wollt ihr das Smart-Home installieren?
Egal ob Neubau, Bestandsimmobilie oder Mietwohnung, überall lässt sich ein Smart-Home installieren. Doch nur bei einem Neubau oder einer Generalsanierung bietet sich ein kabelgebundenes Smart-Home-System an. In allen anderen Fällen ist eine Funk-Lösung besser geeignet, da man für die Installation keinerlei Wände aufschlagen muss.
Die Funk-Komponenten lassen sich ohne Bohren befestigen und erhalten ihre Energie häufig von integrierten Batterien, die man in der Regel alle ein bis zwei Jahre wechseln muss. Genauso einfach wie das Installieren ist das Entfernen der Funk-Systeme. So können sie bei einem Wohnungswechsel einfach mit umziehen – also ideal für Mietwohnungen.
2. Wer soll das Smart-Home installieren?
Kabelgebundene wie auch Funk-Systeme lassen sich von einem Elektriker oder einem spezialisierten Smart-Home-Systemintegrator installieren. Wer sich hingegen selbst um sein Smart-Home kümmern will, sollte sich eher bei den Funk-Lösungen umsehen – einfach weil die Installation weniger aufwendig und gefährlich ist. Doch Vorsicht bei Funk-Komponenten, die hinter dem Lichtschalter oder Steckdose eingebaut werden: Arbeiten am Strom gehören in die Hände eines Elektrikers, die Gefahr eines Stromschlags sollte man nicht unterschätzen.
3. Wie viel soll das Smart-Home kosten?
Viele denken, dass Funk-Lösungen grundsätzlich günstiger sind als kabelbasierte. Der Grund für die Annahme: Es müssen keine extra Kabel verlegt werden, was weniger Material- und Installationsaufwand bedeutet. Unter Umständen kann jedoch bei einem Neubau oder einer Generalsanierung eine kabelgebundene Haussteuerung günstiger sein. Denn häufig sind die Gesamtkosten für die Steuermodule von Licht und Jalousien geringer.
Ein Beispiel dazu: Nehmen wir an, in einem Haus sollen 15 Rollläden, 20 Lampen und 20 Steckdosen gesteuert werden. Bei einem Funk-System muss man pro Unterputzaktor für Licht und Jalousien ungefähr 50 Euro rechnen. Das macht ingesamt rund 2.750 Euro.
Bei einem kabelgebundenen System kann man Mehrfach-Aktoren im Schaltschrank nutzen. So gibt es beispielsweise für den Standard KNX Achtfach- oder Zwölffach-Aktoren. In unserem Beispiel sollen es zwei Achtfach-Aktoren für die 15 Rollläden, drei Achtfach-Aktoren für die 20 Lampen sein und ebenfalls drei Achtfach-Aktoren für die 20 Steckdosen. Pro Achtfach-Aktoren muss man ungefähr 240 Euro rechnen. Bei insgesamt acht Achtfach-Aktoren sind das zusammen 1.920 Euro und damit mehr als 800 Euro weniger als bei der Funk-Variante.
Das bedeutet, man sollte wirklich die Gesamtkosten im Einzelfall gegenüberstellen um zu entscheiden, was günstiger ist – Funk oder Kabel.
4. Wie wichtig ist euch die Stabilität des Systems?
In Sachen Stabilität sind Kabel eindeutig im Vorteil, da sie vor Störungen besser geschützt sind. Außerdem muss man sich mit ihnen keine Gedanken über die Reichweite des Smart-Home-Systems machen.
Bei funkbasierten Lösungen sieht es anders aus. Sendet der Nachbar auf der gleichen Frequenz, kann es zu Störungen kommen. Wänden und Decken dämpfen zudem das Signal, weshalb die Reichweite begrenzt ist. Häufig reicht sie jedoch aus, um ein komplettes Einfamilienhaus abzudecken. Sollte die Reichweite nicht genügen, gibt es Repeater, welche die Signale weiterleiten. Sie helfen auch, wenn es Probleme mit benachbarten Funk-Netzen geben sollte.
5. Smart-Home per Funk oder Kabel: Was bietet mehr Sicherheit?
Eigentlich sind kabelgebundene Systeme in puncto Sicherheit im Vorteil. Der Hacker kann sich nur ins System einklinken, wenn er an die Kabel gelangt. Und die verlaufen im Normalfall im Haus, wo er nicht hinkommt. Wenn jedoch die Kabel nach draußen in den Garten oder zur Einfahrt führen, ist dieser Vorteil größtenteils dahin. Dann bei manchen Systemen reicht es dann bereits, den Bewegungsmelder abzumontieren, um sich in die Haussteuerung einzuklinken. Wer sichergehen will, führt deshalb am besten keine Steuerkabel nach außen. Oder man achtet darauf, dass die Signale verschlüsselt übertragen werden.
Auf eine Verschlüsselung setzen heute nahezu alle funkbasierten Systemen. Denn um die Steuerbefehle mitzulesen, muss sich der Hacker „nur“ in der Funk-Reichweite befinden – also unmittelbarer Nähe des Hauses. Durch die Verschlüsselung können sie mit den Signalen jedoch nichts anfangen. Auf diese Weise geht von funkbasierten Systeme keine größere Sicherheitsgefahr aus als von kabelbasierten.
Vorsicht ist in beiden Fällen bei der Steuerung über das Smartphone geboten. Nur wer sein WLAN effektiv schützt und sichere Passwörter für den Fernzugriff über das Internet verwendet, muss sich über Hackerangriffe keine Sorgen machen. Vorausgesetzt, der Smart-Home-Anbieter hat die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen – was bei allen etablierten Herstellern der Fall ist.
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Hallo,
ich plane zur Zeit ein Altenheim mit einer Bussystem auszustatten.
Ist da Kabel oder Funk sinnvoller. Da für die Sicherheit der Patienten wichtige Daten übertragen werden,mache ich mir sorgen um bei der Funk Anbindung.
Da dieser aber Kostengünstiger sind, hätte ich gerne Ihre Meinung
lg Dalle
Hallo Darlene,
eine generelle Aussage ist natürlich nicht möglich, ob in Ihrem Fall ein kabelgebundes oder Funk-System besser geeignet ist.
Funk-Systeme sind grundsätzlich nicht unsicherer als kabelgebundene Systeme. Bei Funk-Systemen sollte man jedoch auf jeden Fall darauf achten, dass sie die Steuerbefehle und Sensorinformationen verschlüsselt übertragen werden. Auch sollte die Kommunikation bidirektional erfolgen. So bestätigt zum Beispiel eine Schaltsteckdose dem Sender, dass sie sich eingeschaltet hat, wenn sie den Befehl dazu erhalten hat. Die meisten Funksysteme arbeiten mittlerweile verschlüsselt und bidirektional.
In Ihrem Fall würde ich auf jeden Fall empfehlen, die Planung und Installation mit einem Systemintegrator durchzuführen. Ein Experte weiß, worauf er achten muss, dass Sie sich keine Sorgen um die Patientendaten machen müssen.
Herzliche Grüße
Andreas Frank