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Loxone: „Wir sind zu allen Systemen offen“

Interview mit Rüdiger Keinberger, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Andreas Hetzendorfer, Technikchef (CTO), über den Erfolg von Loxone, die Zukunft und warum das österreichische Unternehmen vieles anders macht als seine Mitbewerber.

Loxone ist so etwas wie der Shooting Star der Smart-Home-Szene. Vor gut zehn Jahren gründeten Thomas Moser und Martin Öller das österreichische Unternehmen. Heute ist es laut eigener Auskunft Marktführer bei Smart-Home-Komplettlösungen – also in einem Markt, in dem ebenfalls Traditionsunternehmen wie Gira, Jung, Busch-Jaeger oder Hager agieren.

Also Grund genug sich mit Loxone zu unterhalten, um herauszufinden, was den Erfolg ausmacht und wie die Österreicher weiterhin wachsen wollen. Aber auch um einen genaueren Blick auf die Produkte und die Technik zu werfen. Deshalb unterhielten wir uns am Telefon mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Rüdiger Keinberger sowie mit dem Technikchef (CTO) Andreas Hetzendorfer.

Im Gespräch erklären sie uns, warum sie in der Zukunft verstärkt auf Offenheit setzen, wie ihre Preise entstehen und warum sie keine Sprachsteuerung für ihr System anbieten.

Rüdiger Keinberger
Im Interview: Rüdiger Keinberger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Loxone. (Foto: loxone.de)

Guten Tag Herr Keinberger und Herr Hetzendorfer. Loxone macht vieles anders als seine Mitbewerber, zum Beispiel beim Vertrieb. Was ist der Gedanken dahinter?

Keinberger: Beide Gründer, Thomas Moser und Martin Öller, waren schon vorher Unternehmer. Was von beiden kritisch gesehen wird, ist beispielsweise, wenn der fahrende Außendienst, ich sag‘s jetzt etwas spitz, seine Routinerunden dreht und bei Kaffeerunden die Elektrohandwerker vom Arbeiten abhält. Deshalb haben die beiden bei der Entwicklung des Geschäftsmodells vor zehn Jahren gesagt, dass wir diese Dinge bewusst nicht machen wollen. Wir setzen uns dafür ein, dass wir effizient als Unternehmen agieren und dementsprechend über unsere Produktlösungsansätze, die vom Preis-Leistungsverhältnis top sind, überzeugen, ohne dass wir auf das klassische vertriebliche Vorgehen setzen. Sie haben sich auch dazu entschlossen, voll auf digitale Medien zu setzen: Social Media zu nutzen, eine starke, aussagekräftige Homepage zu verwenden und die Partner wirklich sehr eng online zu begleiten.

Was würden Sie sagen, ist der Grund für den Erfolg von Loxone?

Keinberger: Von Beginn an war es so, dass das erste Produkt, das Gehirn jeder Gebäudeautomatisierung, bereits ein Preis-Leistungsverhältnis besaß, das unschlagbar war. Der Ansatz war damals schon, extrem universell zu sein. Der Miniserver sollte das „Schweizer Taschenmesser“ für die Automatisierung darstellen. Uns ist jede Schnittstelle recht, jede Klimaanlage, jeder Heizungshersteller, jeder Beschattungshersteller. Wir können wirklich alles in unserem zentralen Gehirn verarbeiten und so bestmöglich zu effizienten Automatisierungslösungen beitragen.

Wir haben ein sogenanntes geschloffenes System

Es gibt aber auch einige Partnerlösungen, die Sie besonders tief integrieren.

Keinberger: Wir sagen, wir haben ein sogenanntes geschloffenes System. Wer will, hat das geschlossene Loxone-System, bei dem sich alles per Plug&Play zueinander konfiguriert. Wir grenzen uns aber nicht ab. Wir können auch jede Leuchte von irgendeinem Hersteller auf dem Markt integrieren. Wenn es etwa DALI-Leuchten sind (DALI, Standard zur Beleuchtungssteuerung, Anm. der Verf.), dann steuern wir die gerne über unsere DALI-Extension. Das heißt, wir sind zu allen Systemen offen.

Wir haben aber daneben eines gemacht. Und ich glaube, das ist ein Schlüssel, wie die Gebäudeautomatisierung richtig wachsen kann. In den letzten Jahren war jedes Smart-Home eine Sonderlösung in den Köpfen der Besitzer und in den Köpfen der Elektroinstallationspartner. Nach über 130.000 Installation, die unsere Partner mit uns umgesetzt haben, sind wir der Meinung, dass wir ein recht gutes Wissen über die Funktionen in einem Smart-Home besitzen. Deswegen haben wir mit den eigenen Produkten eine Lösung geschaffen, die 80 Prozent des Smart-Home-Themas vollwertig abdeckt – nicht nur von den Funktionen, sondern dass wir auch die Produkte dazu haben. Denn so ist es leicht, so etwas in eine Art Serie zu bringen.

Das ist sicher interessant für Fertighaushersteller. Seit gut einem halben Jahr fokussieren wir uns darüber hinaus auf den mehrgeschossigen Wohnungsbau. Es kann aber auch in Richtung Schiffe oder Hotels gehen. Dort brauche ich ja eine fertige Lösung, die einfach zu planen, einfach in Betrieb zu nehmen und einfach zu warten ist.

Was darf man genau unter Ihrer sogenannten Auto-Konfiguration verstehen?

Keinberger: Den Ansatz, den wir mit der eigenen Produktpalette verfolgen: Wir ermöglichen eine Autoplanung, die im Vorhinein alle Funktionen eines Smart-Homes berücksichtigt. Das heißt, auf Basis eines Grundrissplanes erstellt der Loxone-Partner innerhalb von 15 Minuten eine Grund-Planung mit allen Funktionen, die ein intelligentes Gebäude haben kann. Wenn man diese Planung hat, besitzt man bereits die Stückliste und die Planung kann dann in die Basis-Autokonfiguration übernommen werden.

Wenn es ein Produkt schon auf dem Markt zu vernünftigen Preisen gibt, gehen wir es nicht an.

Worauf fokussieren Sie sich, wenn Sie neue Produkte entwickeln?

Keinberger: Wir wollen bei den Produkten, die wir anbieten, einzigartig sein. Beispielsweise gibt es bei Lichtlösungen kaum einen Leuchtenhersteller, der in einem Produkt Weißlicht in allen Facetten und Farblicht in einem Körper vereint, so wie das unsere Spots, Pendelleuchten oder Deckenleuchten machen. Das heißt, wenn wir ein Produkt anfassen, dann ist für uns immer wichtig: Wenn es das schon auf dem Markt zu vernünftigen Preisen gibt, gehen wir es nicht an. Wenn wir feststellen, dass Handlungsbedarf existiert, dann greifen wir das Thema an.

Andreas Hetzendorfer
Im Interview: Andreas Hetzendorfer ist als CTO (Chief Technology Officer) Technikchef bei Loxone. (Foto: loxone.de)

Wie stellen Sie sicher, dass Produkte von Loxone allen Normen entsprechen?

Hetzendorfer: Dass Produkte vom internen Aufbau der Norm entsprechen, stellen wir sicher, indem wir durch unabhängige Labore in Europa die CE-Prüfungen durchführen lassen. Darüber hinaus arbeiten wir für den amerikanischen Markt, für den noch weitere Prüfungen nötig sind, mit den Firmen TÜV Süd und Intertek zusammen. Denn es gibt am US-Markt Prüfungsanforderungen, die es in Europa so nicht gibt. So müssen etwa Produkte, die in den USA in den Verkehr gebracht werden sollen, in einem NRTL zertifizierten Labor geprüft werden. Es liegen hier sehr anspruchsvolle Normen zu Grunde. So muss etwa im Kunststoff ein Flammhemmer vorhanden sein. Ein weiteres Beispiel: Bei Produkten, die in Serie gefertigt und mit 24 V und 120 V versorgt werden, muss – anders als in Europa – eine Hochvoltprüfung durchgeführt werden. Unsere Produkte entsprechen somit den us-amerikanischen sowie europäischen Vorgaben, so dass alle Kunde hier gleichermaßen davon profitieren.

Wie gewährleisten Sie außerdem, dass Ihre Produkte normgerecht installiert werden? Dass beispielsweise die Mindestabstände in Verteilerkästen eingehalten werden, die zwischen Schutzkleinspannung und Niederspannung mit 230 Volt bestehen müssen.

Hetzendorfer: Dass die Abstände in den Produkten eingehalten werden, regeln die Normen. Damit die Mindestabstände installationsseitig gewährleistet sind, wird Loxone hundertprozentig durch den Elektrofachbetrieb installiert und dadurch haben die Normen auch installationsseitig Gültigkeit.

Wo werden eigentlich Ihre Hardware-Produkte gefertigt und entwickelt?

Hetzendorfer: Die Produkte werden zu 100 Prozent innerhalb der Loxone-Gruppe entwickelt. Die Produktion findet bei Fertigungsdienstleistern statt, die von uns bzw. von TÜV Süd oder Intertek, zwei der drei weltgrößten Prüflabors, auch zertifiziert werden.

„Made in Europe“ bis auf die Wurzeln

Wo findet genau die Produktion statt – in Kollerschlag oder wie bei vielen anderen auch in Asien?

Hetzendorfer: Die gesamte Produktion ist in Europa.

Keinberger: Wir haben vor einigen Jahren das Unternehmen Baudisch erworben, dass wir mit kräftigen Investitionen zu einer der modernsten Elektronikfertigungen Europas ausgebaut haben, was man von den Anlagen mit Fug und Recht behaupten kann. Das heißt, der Anfang unserer Produkte, also die Nullserien, werden in Gänze in Loxone eigenen Unternehmen gefertigt. Daher sind wir auch voll und ganz mit der Produktentwicklung, mit der Machbarkeit und mit allen Normen bestens vertraut. Wir haben dort ebenfalls eigene Prüflabors. Darüber hinaus verfügen wir über modernste Labors in der Nähe von Stuttgart.
Es ist uns auch wichtig, dass „Made in Europe“ bei uns bis auf die Wurzeln zurückgeht. Es gibt nur wenige Komponenten, die aus Asien kommen, bei denen die Produktion einfach nicht mehr in Europa zu bewerkstelligen ist. Das hat uns in der Corona-Krise geholfen, denn wir sind hier nirgends in den Engpass gekommen aufgrund von Lieferketten, die bis nach Asien zurückreichen.

Loxone Touch Pure
Zentrales Element: der Loxone Touch. Über seine fünf Tasten lassen sich Licht, Rollläden und Musik steuern. (Foto: loxone.de)

Sehen Sie sie eigentlich primär als Software- oder als Hardware-Anbieter?

Keinberger: Ich glaub unsere wirkliche Stärke ist, dass wir beides sind. Klar, kann man mit KNX alles machen. Aber die Stunden, die man investiert, sind sehr viele. Das ist bei Loxone um vieles leichter. Das heißt, die wahre Stärke unseres Unternehmens ist, dass wir die Hardware, die wir haben, mit einer Software verbinden, die eine sehr einfache Realisierung ermöglicht und Automatisierungsaufgaben vieler Art übernimmt.

In gewisser Weise ein politischer Preis

Wenn Sie schon KNX ansprechen. Beim neuen Miniserver ist die KNX-Schnittstelle weggefallen. Es gibt jetzt eine KNX Extension, die mit einem Preis von über 500 Euro nicht gerade billig ist. Handelt es sich dabei eine Mischkalkulation vor dem Hintergrund, dass der Käufer einer KNX Extension wahrscheinlich weniger Produkten von Ihnen kaufen wird?

Keinberger: Da haben Sie sicher einen Punkt, der teilweise richtig ist. Der Grund: Weil uns das Preis-Leistungsverhältnis wichtig ist und man bei uns für die Software nichts zahlt. Deshalb ist es natürlich so, dass wir die Software-Entwicklung in den Produkten einpreisen müssen. Wobei es uns schon wichtig ist, dass wir nicht nur den Miniserver in den Installationen haben, sondern dass mehr installiert ist. Von daher ist es schon in gewisser Weise ein politischer Preis. Aber: Wenn Sie heute den Miniserver mit der KNX Extension besitzen mit allen Fähigkeiten, die man damit erhält, ist es immer noch interessant.

Loxone KNX Extension
Um KNX-Komponenten in ein Loxone-Smart-Home zu integrieren, benötigt man die KNX Extension für rund 584 Euro (inkl. 19% MwSt.). (Foto: loxone.de)

Warum haben Sie eigentlich die KNX-Schnittstelle aus dem Miniserver entfernt?

Hetzendorfer: Wir wollten unsere Tree-Technologie forcieren. Von dem her ist es für uns essentiell, dass jedes Haus ab Werk die Möglichkeit hat, Tree zu verwenden. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, KNX vom neuen Miniserver runterzunehmen und Tree zu platzieren.

Beides wäre nicht möglich gewesen?

Hetzendorfer: Technisch ja, produktstrategisch nein.

Wenn man die Produktentwicklung verfolgt, hat der erste Miniserver, der vor zehn Jahren auf den Markt kam, noch mehr auf die Kombination mit herstellerunabhängigen Standards wie KNX oder EnOcean gesetzt. Wohl auch weil es noch keine eigenen Standards von Loxone gab. Heute habe ich den Eindruck, dass man sich mit Loxone Tree und Air mehr hin zu einem geschlossenen System entwickelt. Habe ich hier den falschen Eindruck?

Keinberger: Der Eindruck mag schon so sein. Das hat sicherlich auch mit der Gesamtheit der Produktpalette mit Beleuchtung, Musiklösung usw. zu tun. Wir haben das auch forciert, indem wir uns mit der Positionierung „No Gimmicks. Real Smart-Homes.“ in die Ecke des reinen Smart-Homes gestellt haben. Aber die letzten zwei, zweieinhalb Jahre, seitdem wir unseren Slogan geändert haben, ist unser Anspruch „Create Automation“. Seitdem sind wir wieder auf Gegenkurs und wirklich auf Öffnung. Und die Öffnung will ich auch begründen: Wir wollen wirklich nicht in der Ecke des reinen Real Smart-Homes stehenbleiben. Wir sehen einfach das deutlich größere Potential im Bereich des mehrgeschossigen Wohnbaus, im Bereich der gewerblichen Anwendung. Und von daher ist vollkommen klar, dass wir diese Universallösung sein wollen.

Wir haben heute mehr Schnittstellen denn je

Diese Änderungen in den letzten Jahren hatten aber nie Auswirkungen darauf, dass wir irgendein System nicht mehr unterstützt hätten. Im Gegenteil: Wir haben heute mehr Schnittstellen denn je.

Wenn man also in die Zukunft blickt, kann man sich als Kunde sicher sein, dass diese anderen Standards weiterhin unterstützt werden?

Keinberger: Absolut.

Es gibt auch Bastler, die Loxone gerne nutzen, und eine rege Community, die mit dem System viel ausprobiert. Daraus ist beispielsweise LoxBerry entstanden – eine Plattform für den Raspberry Pi, um Loxone mit zusätzlichen Systemen und Diensten zu verbinden. Wir stehen Sie eigentlich zu solchen Entwicklungen und der Community?

Keinberger: Wir sind sehr stolz, dass wir eine riesige Fangemeinde haben, woraus immer wieder tolle Sachen entstehen und die uns auch selbst überraschen. Aber natürlichen gibt es bei solchen Enthusiasten auch immer wieder kritische Stimme. Wir hatten schon so viele Vorschläge, wie wir unser Geschäftsmodell erneuern müssten. Deshalb freuen wir uns darüber, dass wir sehr stark in diesen Communitys vertreten sind und viel über uns geschrieben wird.

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Und ganz konkret zu LoxBerry. Man kann darüber viele zusätzliche Produkte und Systeme integrieren. Wie beobachten Sie das?

Keinberger: Wir verfolgen das schon sehr gespannt. Und ich denke, das ist ein ganz klares Zeichen, wenn man sieht, was im Loxforum oder mit dem LoxBerry alles gemacht wird, wie mächtig das System mit seinen Schnittstellen ist und wie offen das System ist.

Es sind ja wahrscheinlich mehr Endanwender, die LoxBerry nutzen und weniger Fachhandwerker, die Loxone in Häuser installieren. Wer ist bei Ihnen konkret die Zielgruppe – der Fachhandwerker oder der versierte Endanwender?

Keinberger: Geschäftlich gesehen ist das ganz klar der Fachhandwerker. Wir haben auch ein starkes Commitment und haben uns klar differenziert. Do-it-Yourself ist ganz klar nicht unser Geschäftsfeld. Wir sind überzeugt, jede Automatisierung hat etwas mit Strom zu tun und deshalb verlassen wir uns voll und ganz auf das Elektrohandwerk.

 

Wenn heute jemand 30 Prozent Rabatt im Webshop anbieten würde, dann muss er selbst das Geld dazu beisteuern.

Sie haben Anfang des Jahres Ihr Vertriebsmodell umgestellt. Sie verkaufen über Ihre Webseite nicht mehr an Endkunden. Was war der Grund dafür?

Keinberger: Die Partner waren der wahre Grund dafür. Wir hatten ganz viele Partner, die gesagt haben: „Ihr sprecht zwar darüber, dass Ihr nur über Fachhändler die Loxone-Lösungen vertreibt oder durch uns installieren lasst. Aber umgekehrt habt Ihr selbst den Webshop und deshalb kann jeder von euch kaufen.“

Aber sehe ich es richtig, dass man jetzt immer noch Loxone-Produkte online kaufen kann?

Keinberger: Wir haben uns natürlich ganz intensiv damit auseinandergesetzt. Bei den Webshops, die von unseren Partnern betrieben werden, war uns auch wichtig, dass wir unseren nicht schließen, bevor sie ihre hochgefahren haben. Natürlich soll jeder, der ein Loxone-Produkt kaufen will, die Möglichkeit haben, ein Loxone-Produkt zu bekommen.

Gibt es eine Preisbindung, dass ein Webshop die Loxone-Produkte nicht günstiger verkaufen darf?

Keinberger: Nein, wir geben Empfehlungen klarerweise. Aber wir sind natürlich auch den Regelungen der freien Marktwirtschaft ausgesetzt. Bei uns ist es ja ohnehin so, dass wir nicht diese in der Elektrobranche üblichen 60 Prozent Rabatt oder ähnliche Dinge fahren, die dann zu solch unterschiedlichen Straßenpreisen führen. Von uns gibt es seit Anfang an ein überschaubares Rabattsystem und das haben wir auch voll und ganz aufrechterhalten. Das heißt, wenn heute jemand 30 Prozent Rabatt im Webshop anbieten würde, dann muss er selbst das Geld dazu beisteuern.

Wie sicher ist der Fernzugriff?

Ein Kritikpunkt am Loxone-System war lange der Fernzugriff. Dass man über DynDNS, über Portweiterleitung am Router und eine unverschlüsselte Verbindung auf den Miniserver zugreift. Beim neuen Miniserver erfolgt der Fernzugriff nun über eine verschlüsselte Verbindung.  Haben Sie also erkannt, dass hier etwas gemacht werden muss?

Hetzendorfer: Für alle Miniserver der ersten Generation sowie den Miniserver Go setzen wir auf Paketverschlüsselung, um die Sicherheit für unsere Kunden zu gewährleisten. Es bestand zu keiner Zeit ein Sicherheitsrisiko für unsere Kunden. Für den neuen Miniserver war es uns darüber hinaus wichtig, verschlüsselte Verbindungen auch auf Transportebene – https – zu unterstützen.

Darf man beim Miniserver Go auch auf ein solches Update hoffen?

Hetzendorfer: Wir sprechen nicht über ungelegte Eier. Bleiben Sie gespannt.

Ist es nicht möglich, eine verschlüsselte Verbindung bei älteren Miniservern nachzurüsten?

Hetzendorfer: Nein, für die Transportebene ist das nicht möglich, aber durch die Paketverschlüsselung ist die Sicherheit für unsere Kunden auch für den Miniserver der ersten Generation und Miniserver Go gewährleistet. Der Vorteil bei Loxone: Unser System kommt gänzlich ohne Internet aus und speichert so keinerlei Kundendaten in einer Cloud oder ähnlichem. Der Fernzugriff mit dem Smartphone ist möglich, man muss aber nicht.

Loxone Miniserver V2
Der Herz des Smart-Homes: der Loxone Minisever V2. (Foto: loxone.de)

Der Miniserver ist ja gewissermaßen das Hirn vom gesamten Smart-Home. Wenn er ausfällt, funktioniert gar nichts mehr. Was ist denn Ihre Empfehlung, um diesen Super-GAU zu vermeiden?

Hetzendorfer: Das ist korrekt, wenn der Miniserver ausfällt, geht gar nichts mehr. Das ist auch der Grund dafür, warum wir in der Entwicklung und vor allem in der Prüfung mit Stresstests, Temperaturtests, Klimatests, Lebensdauertests, Belastungstests und dergleichen vollen Fokus darauf legen, dass der Miniserver nicht ausfällt und dessen Software und Hardware stabil sind.

Wir haben auch nur ein Gehirn und der Körper setzt alles daran, dass das zu 100 Prozent funktioniert.

Kann man sich eigentlich auch ein redundantes System aufbauen mit einem zweiten Miniserver?

Hetzendorfer: Das ist möglich. Man kann es auch so machen, dass der zweite bootet, wenn der erste sich verabschiedet. Aus unserer Sicht ist das aber nicht notwendig. Wir haben auch nur ein Gehirn und der Körper setzt alles daran, dass das zu 100 Prozent funktioniert.

Keinberger: Wir können auch auf die Erfahrung von 130.000 Installationen setzen. Jeder Loxonaut (Loxone-Mitarbeiter, Anm. der Verf.) hat im Haus selbst Loxone verbaut. Ich kenn keinen, der jemals gesagt hat, der Miniserver ist ausgefallen. Also der Miniserver läuft enorm stabil.

Sie bieten für Ihre Produkten keine Sprachsteuerung an – zum Beispiel über eine Integration in Amazon Alexa, Google Assistant oder Apple HomeKit. Was ist der Grund dafür?

Keinberger: Warum funktioniert Alexa so gut? Weil das gesprochen Wort in der Cloud analysiert wird, um darauf reagieren, antworten und Funktionen auslösen zu können. Unser System ist weit weg von der Cloud. Wir wollen auch hier keine Cloud-Lösung. Wir bieten ebenfalls keine eigene Lösung, weil es ein Monsterprojekt ist, eine Sprachsteuerung ohne Cloud selbst zu entwickeln, das wir uns nicht antun wollen.

Unser Ansatz ist ja grundsätzlich: In einem Smart-Home, wo wir die Funktionen sehr gut kennen, braucht es kaum eine manuelle Steuerung.  Das Smart-Home ist intelligent genug, um die Anforderungen zu kennen, die an die Automatisierung gestellt werden. Das Wechseln von Lichtszenen wäre vielleicht ein Anwendungsfall. Über eine Sprachsteuerung könnte ich sagen, ich möchte jetzt gerne rosa oder blaues Licht.

Nichtsdestotrotz haben wir letztlich entschieden: Okay, der Druck ist vom Markt da. Wenn jemand die Sprachsteuerung über Alexa oder von einem anderen Anbieter anbinden will, dann gehen wir dem nach. Die Schnittstellen gibt es, über diese sich dann die Sprachsteuerung implementieren lässt. Allerdings, um das ganz klar zu sagen: Das ist keine Loxone-Lösung, kein Loxone-Produkt.

Wir sind hier in Österreich in jedem vierten neugebauten Ein- und Zweifamilienneubau vertreten

Laut eigener Auskunft sind Sie Marktführer bei Smart-Home-Komplettlösungen sind. Auf welchen Markt und welche Zahlen berufen Sie sich dabei?

Keinberger: Wir können zumindest den Heimatmarkt sehr genau beobachten. In Österreich wurden in den letzten zwei Jahren pro Jahr 17.500 Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut. Bei diesen 17.500 sind wir mit 4.300 Miniservern beteiligt. Wir sind also hier in Österreich in jedem vierten neugebauten Ein- und Zweifamilienneubau vertreten. Wenn man sagt, dass der Smart-Home-Anteil bei Neubauten bei maximal 50 Prozent liegt, dann sind wir definitiv, zumindest hier in Österreich, mit über 50 Prozent Marktanteil ganz klar als Marktführer zu sehen.

Sie haben das Ziel ausgegeben, Weltmarktführer zu werden. Wie möchten Sie dieses Ziel erreichen?

Keinberger: Der Plan ist, dass wir sehr stark die Internationalisierung vorantreiben. Wir haben zum Jahreswechsel in Polen und in der Slowakei eine neue Niederlassung geschaffen. Außerdem hatten wir in Hannover zum Jahreswechsel eine Neueröffnung, um den Norden besser bedienen zu können. Wir bauen in Lyon neu, wo wir modernste Büro-, Gebäude- und Elektrotechnik unterbringen werden. Wir sind in der Planung, in Mailand eine neue Niederlassung zu schaffen wie auch in Madrid. Wir sind darüber hinaus jetzt ebenfalls in Shanghai vertreten. Wir werden die USA mit einem neuen Vertriebskonzept aufstellen. Das heißt, wir wollen durch stärkere Präsenz in den Märkten die Erschließung vorantreiben.

Loxone Campus
Loxone investiert 55 Millionen Euro in den Loxone Campus. Bis Anfang 2023 soll in Kollerschlag auf knapp acht Hektar Büro, Hotel, Schulungs- sowie Logistikzentrum entstehen. (Bild: loxone.de)

Welche Rolle spielt der Loxone Campus in der Gesamtstrategie, den Sie errichten wollen?

Keinberger: In der Gesamtstrategie ist das ein klares Commitment, dass wir das Headquarter am Standort in Kollerschlag sehen. Das heißt, der Herzschlag für die Gebäudeautomatisierung, der soll weiter hier ausgebaut werden.

Der Campus selbst ist für uns ein nächster Meilenstein. Unser Bürobau hier war Europas erstes Büro ohne einen einzigen Lichtschalter, ohne eine einzige Regelarmatur für eine Heizungssteuerung. Wir haben mit dem Bürobau damals Neuland beschritten und haben heute zahlreiche Büroplaner, die unser Bürogebäude besuchen, um zu sehen, wie so etwas funktioniert. Mit dem Campus wollen wir das in eine neue Liga bringen. Wir werden dort Schulungsmöglichkeiten haben, um fünf Schulungen parallel anzubieten. Fünf Schulungsräume mit jeweils 100 Quadratmeter, die entsprechend vollautomatisiert sein werden.

Wir werden ein Hotel stellen mit einer Kapazität von 80 Betten, das in der Liga auch einzigartig sein wird. Hier werden wir die Gebäudeautomatisierung im Bereich Hotellerie auf ein neues Level bringen – alles was beispielsweise mit Concierge-Service, zentralen Funktionen, Energiemanagement und Präsenzerkennung zusammenhängt. Das ist eine neue Stoßrichtung, die wir natürlich auch auf dem Markt sehen. Der Office-Bereich wird noch mal ein Stück moderner sein als heute hier im Basecamp, wo etwa 300 Mitarbeiter Platz finden werden.

Für uns ist einfach das Thema: Der Mensch verbringt die meiste Zeit seines Lebens in Gebäuden. Jetzt haben wir den privaten Aspekt schon sehr komplett abgedeckt. Jetzt kommt der Aspekt des Arbeitens im Gebäude und die Freizeit mit dem Hotel- und Wellness-Bereich dazu. Außerdem ist uns das Energiethema extrem wichtig. Wir wollen wir mit dem Campus ebenfalls zeigen, wie effizient solche modernen Gebäude sein können. Wie wir also durch unsere intelligente Technologie das Leben auch für unsere Enkelkinder noch attraktiv gestalten können.

Vielen Dank für das Gespräch!

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