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Chromecast Audio: Was Google beim Musik-Streaming besser macht als Apple

Mit Chromecast Audio widmet sich Google jetzt auch den Musik-Fans. Den Multiroom-Primus Sonos stürzt der US-Gigant damit nicht. Aber Apple AirPlay könnte er mit dem Mediaplayer das Leben schwer machen.

Es gibt diese Produktankündigung, die bei einem so viel mehr Euphorie hervorrufen als andere. Meistens haben sie damit zu tun, dass sie ein Problem lösen, das einen schon lange beschäftigt. In diesem Fall ging es um Google Chromecast: den kleinen Mediaplayer-Stick, den man einfach mit dem Fernseher verbindet.

Mein Problem bestand darin: Die Musik von meinem Spotify-Account wollte ich nicht nur am Rechner und über das Android-Smartphone hören, sondern auch über die Audio-Anlage. Das Problem nur, sie beherrscht kein Spotify. Das Smartphone über ein Kabel zu verbinden, wäre zu umständlich gewesen. Ein Bluetooth-Adpater zu kaufen, kam auch nicht in Frage wegen der minderwertigen Übertragungsqualität. Ein bisschen neidisch war ich auf Besitzer von iPhone und iPad, die einfach einen Apple TV oder AirPort Express kaufen, um die eigene Anlage aufzurüsten. Sie drücken einmal das AirPlay-Symbol auf ihrem Mobilgerät und schon erklingt, egal was sie hören, über die Anlage.

Chromecast Audio
Ein Fingertipp und die Musik erklingt: Ein kleines Symbol in der App startet das Streaming. (Foto: Google)

Chromecast: das Apple TV für Android-Nutzer

Dann kam Chromecast, in der Vorstellung vieler das Apple TV für ihr Android-Gerät. Denn mit dem kleinen Stick muss man auf seinem Smartphone oder Tablet nur auf ein kleines Symbol tippen und schon saust Bild und Ton über das Heimnetz zum Chromecast – also ähnlich wie bei Apple-Geräten. Das Problem nur: Es geht nur Bild und Ton gemeinsam. So war die Euphorie schnell wieder verflogen.

Doch mindestens zwei gute Sachen hatte Chromecast für meine Belange: Zum einen ist der Stick weitaus günstiger als ein Apple TV. Zum anderen geht die eingesetzt Streaming-Technologie Google Gast effizienter mit den WLAN-Ressourcen zu Hause um. Während AirPlay alles zwei Mal durchs Heimnetz schickt, ist es bei Google Cast nur einmal. Ein iPhone holt sich erst einmal aus dem Internet die Daten ab und schickt sich danach zum Apple TV. Bei Google Cast wählt man zwar über das Smartphone den Inhalt, den man gerne sehen will, es wird jedoch nur der Link zum Chromecast geschickt. Und der versorgt sich dann selbst mit den Inhalten aus dem Internet. Ganz nebenbei lässt sich so das Smartphone weiter für etwas Anderes während des Streamings nutzen. Einschränkend muss natürlich gesagt werden, dass zum Start nur wenige Apps überhaupt Google Cast beherrschten, während AirPlay gewissermaßen für alle Anwendungen verfügbar ist.

Google Cast for Audio: LG H5
Made for Android: Wifi-Speaker wie der LG H5 können schon heute Musik-Streams von Android-Geräten empfangen dank Google Cast for Audio. (Foto: lg.de)

Google Cast for Audio: das bessere Apple AirPlay?

2015 beginnt mit neuer Hoffnung. Google Cast for Audio wird vorgestellt. Wie bei AirPlay gibt es jetzt auch WLAN-Lautsprecher, die nur Audio-Streams empfangen. Dazu zählen Speaker von Sony und LG. Schön und gut, aber bei meinem Problem, die bestehende und prima klingenden Musik-Anlage mit Spotify zu versorgen, hilft das auch nicht weiter. Und außerdem: Spotify unterstützt Google Cast for Audio zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht.

Und jetzt nach mehr als zwei Jahre des Wartens gibt es Chromecast Audio: einen kleinen Musik-Player, der sich analog oder digital mit der Musk-Anlage verbindet. Und, der jetzt auch Streams von Spotify empfangen kann. Dazu kommen mit Deezer, Google Play Music, TuneIn Radio und Soundcloud viele weitere wichtige Online-Musik-Streaming-Dienste. Audio-Apps mit Google Cast, damit Musik vom Heim-Server oder Computer zur Anlage gelangt,  gibt es zusätzlich.

Dass beim Streamen die Songs nicht zu stottern beginnen, dafür hat Google gesorgt. Sie haben in den Puck neben den gebräuchlichen WLAN-Standards g und n auch die allerneuste Version ac eingebaut. Das ungetrübten Musik-Vergnügen können da nur massive Wände, störende WLANs der Nachbar oder ein älterer Router vermießen.

Google Chromecast Audio
Fit für jede Musik-Anlage: Über den analogen Audio-Ausgang lasst sich der Chromecast nahezu überall anschließen. Strom gibt’s über die USB-Buchse. (Foto: Google)

Chromecast Audio vs. Apple TV: Vieles spricht für den kleinen Google-Player

Will man Chromecast Audio mit Apple TV vergleichen, ergibt sich also folgendes Bild: Für Chromecast sprechen der günstigere Preis von nur 39 Euro, der resourcenschonende Umgang mit dem WLAN und eine analoger Audio-Ausgang, sodass sich wirklich jeder Lautsprecher und jede Musik-Anlage verbinden lässt. Außerdem funktionert Google Cast sowohl mit Android- als auch mit Apple-Geräten. Für Apple TV spricht die zusätzlich Möglichkeit Videos zu streamen und dass dank AirPlay wirklich alle Audio-Inhalte von von iPhone, iPod und iPad gestreamt werden können.

Wer auf Video verzichten kann und seine Online-Musik-Dienste bei Google Cast findet, der dürfte mit Chromecast Audio deshalb die bessere Wahl treffen. Und wer will, kann sich die Video-Version des Chromecast noch dazu holen. Preislich liegt er dann nur knapp über dem Apple TV, der gerade für 79 Euro verkauft wird, bevor die neue und teurere Version in diesem Monat kommt.

Sonos muss sich nicht fürchten

Was jedoch Apple und Google beide noch nicht wirklich bieten: Multiroom-Audio-Streaming wie etwa Sonos. Damit sich etwa Musik gleichzeitig zu mehreren Lautsprechern schicken lässt oder dass man per App bestimmen kann, welche Musik in welcher Raum laufen soll. Google arbeitet laut eigenen Angaben schon daran. Apple sollte sich also sputen, wenn sie nicht im Buhlen um die Musik-Fans das Nachsehen haben wollen.